Verbraucherzentrale zieht Bilanz

Pressemitteilung vom
Auch in Corona-Zeiten für die Menschen da
Portraits vieler Menschen nebeneinander.
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Anfragen zu Reisestornierungen und abgesagten Konzerten, Unsicherheiten bei Verträgen mit Fitnessstudios, Probleme mit Besuchsrechten in Pflegeheimen, unlautere Geschäftspraktiken rund um Corona, neue digitale Informations- und Lernangebote – das sind nur einige Themen, die die Arbeit der Verbraucherzentrale im vergangenen Jahr bestimmten. 90.500 Kontakte konnte die Verbraucherzentrale in 2020 verbuchen – bei Beratungen, Web-Seminaren und verbraucherpolitischen Aktivitäten. „Das vergangene Jahr sollte ganz im Zeichen unseres 60-jährigen Jubiläums stehen. Doch dann kam Corona und stellte uns vor vielfältige neue Herausforderungen“, so Ulrike von der Lühe, Vorstand der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. „Bereits im März haben wir eine Corona-Hotline eingerichtet, an der unsere Beraterinnen und Berater bis Jahresende rund 7.300 Erstberatungen durchgeführt haben. Trotz zeitweiser Schließung der Beratungsstellen waren wir mit Web-Seminaren, Video-Beratung und telefonischer Rückrufberatung auch in der Corona-Krise als Anlaufstelle schnell und unkompliziert für die Menschen da.“

Viel Unsicherheit bei Reisen und Verträgen

Ein wahres Feuerwerk an neuen Fragen prasselte auf die Beratungsstellen der Verbraucherzentrale nieder. Veranstaltungen und private Feiern konnten nicht stattfinden, waren aber bereits bezahlt, Fitnessstudios hatten geschlossen, aber die monatlichen Beiträge sollten weiterbezahlt werden, Reisebeschränklungen machten den bereits gebuchten und bezahlten Urlaub unmöglich. Eine Vielzahl an Fragen zu Vertragsänderungen, Stornierungen, Umbuchungen oder Rückerstattung von Kosten war die Folge.

„Die Corona-Krise warf viele neue, ungeklärte Rechtsfragen auf“, so Julia Gerhards, Referentin Verbraucherrecht und Datenschutz bei der Verbraucherzentrale. „Wie ein Brennglas hat sie zudem die bestehende Problematik des herrschenden Vorkassesystems bei Reisen und Flügen in den Fokus gerückt. Tausendfach mussten sich Reisende mit Airlines und Veranstaltern um Stornierungen und Erstattungen streiten. Die Reaktion der Anbieter bestand viel zu oft aus Verzögern, Verweigern oder schlicht Schweigen zu den berechtigten Anliegen ihrer Kunden.“ Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, die Vorkasse-Praxis bei Flug- und Pauschalreisen zu ändern.

Besuchsrechte in Pflegeheimen und Einstufung in Pflegegrade

Viele Angehörige beschwerten sich im vergangenen Jahr bei der Verbraucherzentrale über coronabedingt eingeschränkte Besuchsrechte in Pflegeheimen. Einige Einrichtungen legten die Besuchsrechte wesentlich enger aus, als es die entsprechende Landesverordnung vorsah. „Manche Einrichtungen stellten für die komplette Besuchsdauer Mitarbeitende ab, um die Einhaltung der Regeln zu überprüfen“, so Gisela Rohmann, Fachberaterin Gesundheit und Pflege bei der Verbraucherzentrale. „Dies machte vertrauliche Gespräche unmöglich.“ Die Verbraucherzentrale besprach sich mit der Beratungs- und Prüfbehörde als Heimaufsicht und konnte auf diesem Weg oft für problemlosere Besuchssituationen sorgen.

Zahlreiche Probleme gab es auch, wenn ein Pflegegrad oder die Höherstufung eines Pflegegrades beantragt werden musste. Pandemiebedingt erfolgten Begutachtungen, statt wie bislang üblich, bei Hausbesuchen mit Hilfe von Fragebögen und Telefonaten. Während bei einem Hausbesuch Einschränkungen von Pflegebedürftigen meist gut zu ermitteln sind, ist das bei einer Abfrage per Fragebogen und Telefonat schwieriger. Umso wichtiger war es, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen vor der Begutachtung zu informieren oder nach einer Ablehnung des Antrags im Widerspruchsverfahren zu unterstützen.

Vom Silver Surfer zum Smart Surfer – Bildungsangebote für die Generation 50 plus

In Zeiten von Corona ist digitale Kompetenz wichtiger denn je. Gemeinsam mit Kooperationspartnern hat die Verbraucherzentrale ihre Bildungsangebote zur Medienkompetenz älterer Onliner neu aufgestellt, thematisch ergänzt und auf die Generation 50 plus ausgeweitet.
Unter dem neuen Titel „Smart Surfer – Fit im digitalen Alltag“ finden Interessierte in neun Modulen Informationen und Tipps zu Themen wie Kommunikation, Unterhaltung, Datensicherheit, Verbraucherschutz, aber auch Ethik im Internet.

„Viele Kooperationspartner haben ihren Beitrag dazu geleistet, dass das Projekt ganzheitlich bearbeitet werden konnte und neben Aspekten von Verbraucher- und Datenschutz auch ethische Fragen beleuchtet werden können“, so Franziska Christ, Koordinatorin des Projekts Smart Surfer. „Dadurch ist das bewährte Bildungsangebot nach wie vor bundesweit einzigartig.“

Bereits 2011 hatten Verbraucherzentrale und Landesmedienanstalt als bundesweiter Vorreiter das erfolgreiche Projekt „Silver Surfer“ für die Generation 65 plus auf den Weg gebracht und das viel gefragte Lernbuch „Silver Surfer – Sicher online im Alter“ als Bildungsangebot entwickelt. In den letzten 10 Jahren war es ein äußerst beliebtes Nachschlagewerk für die digitale Bildung und auch Bestandteil zahlreicher Volkshochschulkurse und Fortbildungsangebote in Rheinland-Pfalz. In den letzten Jahren kam zunehmend der Wunsch auf, Bildungsangebote auch für die Generation 50 plus zur Verfügung zu stellen und diese um aktuelle Inhalte zu ergänzen. Das neue Angebot wird diesem Wunsch gerecht.

Weitere Informationen unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/smart-surfer

Ausblick

Im Superwahljahr 2021 setzt sich die Verbraucherzentrale für eine starke Verbraucherpolitik im Land wie im Bund ein. Die Folgen der Corona-Pandemie werden Verbraucherinnen und Verbraucher und damit auch die Verbraucherzentrale noch geraume Zeit beschäftigen. Aber die Verbraucherzentrale richtet ihren Blick auch in die Zukunft. Mit dem neuen Projekt „Das geht! Nachhaltig konsumieren und leben“ wird sie sich verstärkt dem nachhaltigen Konsum und der digitalen Nachhaltigkeit widmen. Die weitere Digitalisierung vieler Lebensbereiche sowie Fragen rund um den demografischen Wandel wie Altersvorsorge und Bezahlbarkeit von Pflege werden weitere wichtige Themen der kommenden Jahre sein.

Jahresbericht und digitaler Jahresrückblick im Netz

Der Jahresbericht 2020 kann unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/jahresbericht-2020-rlp aufgerufen werden. Zusätzlich hat die Verbraucherzentrale einen digitalen Jahresrückblick zusammengestellt, der unter www.verbraucherzentrale-rlp.de/jahresrueckblick-2020-rlp zu finden ist.

VZ-RLP

 

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