Heizungslabel: nur bedingt tauglich

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Das Label soll die Energieeffizienz von Heizungen zeigen. Beim Kauf hilfreich ist es jedoch nur bedingt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Heizungslabel.
Pelletkessel im Keller
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Viele neue Heizungen haben seit 2015 Energieeffizienzklassen, ähnlich denen auf den Energielabeln bei Haushaltsgeräten. Dieses wird in Stufen immer weiter verschärft. Seit September 2019 werden Heizungsanlagen in eine der Effizienzklassen A+++ bis D eingestuft. Wie auch beispielsweise bei Kühlschränken, Waschmaschinen und Spülmaschinen soll das Energielabel für Heizungen die Kaufentscheidung für ein energieeffizientes und klimafreundliches Heizsystem erleichtern.

Doch anders als etwa bei Haushaltsgeräten ist das Label nur bedingt hilfreich beim Kauf einer neuen Heizung. Es lässt beispielsweise keine Rückschlüsse auf die Verbrauchskosten zu und hilft nicht, sich zwischen zwei Heizungsanlagen derselben Funktionsweise zu entscheiden.

Außerdem spielen bei einer Heizung die Gegebenheiten beim Einbau eine sehr große Rolle für die Effizienz im Betrieb - und die kann das Energielabel, das sich nur auf das Gerät selbst bezieht, natürlich nicht berücksichtigen.

Was gibt das Label an?

Wesentliche Information ist die Effizienzklasse von A+++ (sehr gut) bis D (sehr schlecht). Je weniger Energie eine Heizung braucht, um eine bestimmte Menge Wärme zu erzeugen, desto besser wird sie in eine Klasse eingestuft. Das ist genauso wie etwa beim Kühlschrank. Allerdings lassen sich aus den Angaben ‒ dies zählt zu den Schwächen des Heizungslabels ‒ nicht dieselben, für eine Kaufentscheidung hilfreichen Schlüsse ziehen.

Heizungslabel Heizkessel
Quelle: Europäische Kommission 2019

Das abgebildete Label "Heizkessel" zeigt die typische Einstufung eines Brennwertkessels im Energielabel für Raumheizungen. Maximal erreichbar ist die Energieeffizienzklasse A+++. Zusätzliche Angaben im Label: Schallleistungspegel (dB) und Wärmenennleistung (kW).

Es gibt auch Label für Heizungssysteme aus mehreren Einzelgeräten. So können zum einen Heizung und Warmwasserbereitung zusammen eingestuft werden. Zum anderen gibt es Label, die Kombinationen mit Solarthermie, Speichern, bestimmten Steuerungen oder weiteren Wärmeerzeugern berücksichtigen (Verbundanlagen).

Wird etwa ein Brennwertkessel der Klasse A zusammen mit einer Solaranlage genutzt, kann das Gesamtsystem ein A+ erreichen. Stammen alle Komponenten aus einer Hand, werden die Kombinationsetiketten vom Hersteller erstellt. Andernfalls macht dies der Fachbetrieb oder der Handel, der die Heizung verkauft, auf Basis von Herstellerangaben, die in einer Datenbank hinterlegt sind.

Heizungslabel

Das abgebildete Label "Kombigerät" zeigt die Deklaration für Heizung und Warmwasserbereitung, die mit Solarthermie, Warmwasserspeicher, Steuerung oder einer Zusatzheizung kombiniert werden kann (je nach X im Kästchen neben dem jeweiligen Symbol in der linken unteren Spalte). Der rechte Bereich gibt die Effizienzklasse der Gesamtanlage bzw. in diesem Fall jeweils für Heizung und Warmwasserbereitung an. Maximal erreichbar ist hier A+++.

Welche Geräte bekommen ein Label?

Das Heizungslabel ist zunächst nur für Warmwasserheizungen vorgesehen, also Anlagen, die die Wärme über erhitztes Wasser in einem Rohrleitungssystem verteilen. Ausgenommen sind zum Beispiel Luftheizungen.

Das Label gibt es für Gas- und Ölheizungen und mit Strom betriebene Systeme wie zum Beispiel Wärmepumpen. Seit 2017 erhalten auch Festbrennstoff-Heizkessel bis 70 kW ein Label, also zum Beispiel Pellet- und Scheitholzkessel. Geräte, deren Leistung oberhalb von 70 Kilowatt liegt, erhalten kein Label.

Mit den gleichen Einschränkungen werden auch Warmwasserbereiter etikettiert. Das schließt elektrische Durchlauferhitzer, Warmwasserspeicher bis 500 Liter Inhalt und Heizungs-Warmwasser-Kombigeräte ein. Solarthermie-Anlagen erhalten kein eigenes Label. Sie werden aber im Verbund mit anderen Wärmeerzeugern berücksichtigt und verbessern dabei in der Regel die Einstufung der gesamten Heizungsanlage.

Welche Schwächen hat das Heizungslabel?

Beim Heizungslabel werden, anders als bei Elektrogeräten, Anlagen mit verschiedenen Energieträgern miteinander verglichen. Da Öl, Gas und Strom jeweils unterschiedliche Kosten pro Energieeinheit verursachen, zeigen die Effizienzklassen allein nicht, welches Gerät im Betrieb das günstigere ist. Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe der Klasse A++ kann zum Beispiel über den Stromverbrauch durchaus höhere Kosten verursachen als ein Gas-Brennwertkessel der Klasse A.

Dabei spielt auch das nächste Problem eine Rolle: Die Effizienz unter Prüfbedingungen ist bei Heizungen nicht gleichzusetzen mit der im tatsächlichen Betrieb. Denn die Einbausituation hat einen entscheidenden Einfluss, die durch das Energielabel nicht berücksichtigt werden kann. Die durchgehend mit A++ oder A+++ eingestuften Wärmepumpen sind davon besonders betroffen.

Verlassen Sie sich daher bei der energetischen Einschätzung einer Heizung nicht allein auf das Label, sondern lassen sie sich auch unabhängig beraten.

Ein weiteres Problem ist, dass nur die Effizienzklassen A+++ bis B wirklich genutzt werden. Neue Heizungen, die schlechter eingestuft werden, gibt es praktisch nicht. Dadurch gerät die Abstufung so grob, dass die Grenzen zwischen den Klassen letztlich nur zwischen unterschiedlichen Technologien verlaufen: Wärmepumpen bekommen zum Beispiel A++ oder A+++, sämtliche Gas- und Öl-Brennwertkessel aber fallen in die Klasse A. Für die Entscheidung etwa zwischen zwei Brennwertkesseln ist das Energielabel also praktisch nutzlos, zumal es neben der Effizienzklasse keine genaueren Angaben vorsieht.

Welche alternativen Informationsquellen gibt es?

Da die Informationen auf dem Label nicht reichen, um eine Heizung energetisch einzuschätzen, bleibt eine kompetente Beratung unerlässlich. In den meisten Fällen wird der Heizungskauf ohnehin von einem Fachbetrieb begleitet, so dass ein Ansprechpartner vorhanden ist.

Wer vorab unabhängige Informationen einholen möchte, kann zum einen eine Energieberatung in Anspruch nehmen. Dabei kann auch die für die Bewertung so wichtige Situation beim Einbau berücksichtigt werden.

Zum anderen bietet zum Beispiel die Stiftung Warentest für Heizungen immer wieder Produkttests, bei denen zumindest einzelne Anlagen genauer geprüft werden.