Was ist mit meiner privaten Rentenversicherung?
Generell: Garantieleistungen einer privaten Rentenversicherung sind aktuell nicht in Gefahr. Sollte es aber in Folge einer schweren Rezession zu einer erneuten Bankenkrise oder sogar Staatsschuldenkrise kommen, kann man nicht ausschließen, dass auch Garantieleistungen herabgesetzt werden müssen. Das dürfen Gesellschaften aber nicht einfach so tun, sondern es müssen dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Beispielsweise müssen Treuhänder bzw. Aufsichtsbehörden involviert sein und zustimmen. Aktuell sieht es nicht danach aus, und jeder Blick in die Zukunft ist reine Spekulation.
Bei einer Renten- oder Lebensversicherung, die die Beiträge dagegen ohne besondere Garantien in Fonds anlegt, sind Kursverluste möglich. Informationen zur Anlage der Ersparnisse finden Sie in den jährlichen Standmitteilungen sowie in der Versicherungspolice. Problematisch an diesen Produkten ist, dass die Versicherungen meist mit hohen Abschluss-, Vertriebs- und Verwaltungskosten verbunden sind. Außerdem fallen Kosten für die Verwaltung der Fonds an. Unterm Strich kostet das Verbraucher oft rund 2 Prozent ihres Vermögens pro Jahr.
Außerdem ist nicht immer sichergestellt, dass die Fonds auch eine solide, breit gestreute Anlagestrategie verfolgen. Dann besteht Handlungsbedarf.
Was ist mit Riester-Fondssparplänen, wie kommen die durch die Krise?
Riester-Verträge müssen laut Gesetz das eingesetzte Kapital inklusive Förderung am Ende der Ansparphase garantieren. Verluste müssen ausgeschlossen sein. Daher versuchen die Anbieter, Risiken zu minimieren. Gehen die Aktienkurse in den Keller, schichten sie in sichere Anlagen um, meist in Rentenfonds. Erst nach Erholung der Märkte kann die Aktienfondsquote wieder erhöht werden.
Das ganze Hin und Her zur Risikosteuerung geht aber zu Lasten der Rendite. Riester-Fondssparpläne leiden daher besonders unter Börsencrashs. Unter Umständen kann es sinnvoll sein, Riester-Verträge beitragsfrei zu stellen oder zu kündigen und den Anbieter zu wechseln, selbst wenn hier aktuell Verluste zu Buche stehen. Achtung: Kündigung bedeutet Rückzahlung der staatlichen Förderung – Zulagen und eventuelle Steuerersparnisse – sofern nicht innerhalb einer vorgegebenen Frist das Geld in einen anderen Riester- bzw. Wohn-Riester-Vertrag fließt.
Gerade wenn es noch viele Jahre bis zur Rente sind, sollte man sichergehen, dass die Beiträge noch mit guten Aussichten auf positive Renditen angelegt werden. Das ist aber bei Riester-Verträgen nicht immer der Fall.
Ist das Geld auf dem Sparbuch oder das Festgeld sicher – auch bei ausländischen Banken?
Ja, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Wir raten, die Einlagen auf 100.000 Euro je Kontoinhaber zu begrenzen und nur Institute mit deutscher Einlagensicherung zu wählen. Sollte es zu einer erneuten Bankenkrise und womöglich auch zu einer Staatsschuldenkrise kommen, kann die Einlagensicherung in einigen Ländern an ihre Grenzen stoßen.
Es gibt keine EU-Einlagensicherung, sondern nur nationale Lösungen. Gerät eine Bank in Schwierigkeiten und reichen die Mittel der Einlagensicherung nicht aus, muss sich zeigen, ob politischer Wille vorhanden ist, im Notfall mit Steuergeld einzuspringen.
Hierzulande könnten im Ernstfall - nicht zuletzt auch dank der guten Bonität der Bundesrepublik - Kapitalverluste bei einlagegesicherten Produkten bis 100.000 Euro aufgefangen werden. Schließlich sind Sparer hierzulande auch Wähler, die die Politik mitbestimmen können.
Einigen Prognosen zufolge droht die weltweit schwerste Rezession seit dem zweiten Weltkrieg. Was bedeutet das für meine Altersvorsorge?
Die Prognosen gehen da noch weit auseinander, was mit der großen Unsicherheit zusammenhängt, wie es weitergeht. Wenn man so etwas liest, klingt das natürlich furchtbar. Die Zahlen, denen so eine Aussage zugrunde liegt, sind aber nicht ganz so furchterregend. So rechnet der Internationale Währungsfonds im April 2020 mit einem Rückgang der weltweiten Wirtschafleistung für das Kalenderjahr 2020 um 3 Prozent. In 2021 soll sie laut dieser Prognose aber bereits wieder um 5,8 Prozent wachsen.
Die Auswirkungen eines solchen Konjunktureinbruchs wären sehr unterschiedlich. In vielen Fällen droht Arbeitslosigkeit über einen längeren Zeitraum. Die Altersvorsorge hängt bei Angestellten natürlich von ihrer Erwerbstätigkeit ab. Denn vom Einkommen hängen die Höhe der gesetzlichen Rente und die Möglichkeiten zum Vermögensaufbau ab.
Es kann also eine Überlegung wert sein, Zeit, und vielleicht auch schon bestehendes Altersvorsorgevermögen, in die eigene Aus- und Weiterbildung zu investieren, um Perspektiven für die Zukunft zu sichern oder zu verbessern.
Wo und wie sollte ich eventuell meine Altersvorsorge umschichten? Welche attraktiven Möglichkeiten gibt es derzeit, auch bei geförderten Anlagen?
Auf diese Frage kann es keine allgemeingültige Antwort geben.
Wer Schulden hat, ist meist gut beraten, diese zunächst abzuzahlen.
Wer langfristig Vermögen aufbauen möchte, sollte auf eine gute Risikostreuung über verschiedene Anlageklassen und auf gute und kostengünstige Produkte achten, die individuell zum Bedarf passen.
Zu den wichtigsten Anlageklassen zählen:
- Immobilien, in die man mit verschiedenen offenen Immobilienfonds investieren kann.
- Aktien, in die man preiswert mit Hilfe von Aktienfonds anlegen kann.
- Rohstoffe, insbesondere Gold (soweit man das nur beimischt).
- Zinspapiere, wozu man auch Tages- und Festgeld zählen kann.
Die Aktienmärkte haben seit mehr als hundert Jahren schon einige Krisen erlebt, die wohl menschlich und wirtschaftlich noch schlimmer waren als das, was wir durch das Virus aktuell erleben. Man denke nur an Weltkriege, Umbrüchen in politischen Systemen, Hyperinflation und Währungsreformen.
Auf lange Sicht bietet nur eine breite Risikostreuung über verschiedene Anlageklassen höchste Sicherheit.
Soll ich jetzt in Aktien, Indexfonds oder Branchen investieren oder besser warten?
Eine ehrliche Antwort darauf kann nur lauten, dass man den perfekten Zeitpunkt nie erwischen wird. Man sollte es auch nicht versuchen. Denn die Aktienmärkte reagieren jede Sekunde auf Veränderungen der Erwartungen der Marktteilnehmer. Niemand kann heute wissen, welche Auswirkungen das Coronavirus auf die Gewinne der Unternehmen in diesem oder nächstem Jahr haben wird – es bildet sich am Markt aber fortlaufend eine Erwartung dazu, gespeist von Abertausenden Experten weltweit.
Mit jeder neuen Information wird die Erwartung korrigiert. Die Experten nennen das „einpreisen“. Erwartungen, Stimmungen, Geschäftszahlen und ihre Risiken, ja aktuell auch die Infektionszahlen und natürlich die Diskussionen über Kontaktbeschränkungen und deren perspektivische Lockerungen: All das wird stets in den aktuellen Kursen eingepreist.
Letztlich weiß aber niemand, wie es kommen wird: Die Kurse können in so einer Phase hoher Unsicherheit ebenso schnell wieder steigen wie auch fallen.
Sind Aktien, beispielsweise von Pharmaunternehmen, jetzt nicht besonders attraktiv?
Pharmaunternehmen sind möglicherweise Profiteure der Pandemie. Deshalb sind deren Kurse auch weniger stark gefallen, bei einigen sogar gestiegen. Mit den Aktienkursen verhält es sich ein bisschen so wie mit den Immobilienpreisen und deren Lage: Klar kann man heute Immobilien in guter Lage kaufen, dann zahlt man eben einen hohen Preis. Oder man kauft Immobilien in schlechter Lage, dann sind sie günstiger. Preiszuwächse erzielt man aber nur, wenn sich die Lage seit dem Kauf verbessert hat.
Bei Aktien wäre es in etwa so, dass sich die zukünftigen Erwartungen an die Gewinnaussichten gegenüber den heutigen Erwartungen verbessern müssten, dann würden die Kurse steigen. Solche Vorhersagen sind schlicht nicht zuverlässig möglich, auch nicht für einzelne Branchen wie Pharmaunternehmen, die im Augenblick Profiteure sein könnten. Wichtig sind daher generell eine breite Risikostreuung über alle Unternehmen, Länder und Branchen und geringe Kosten.
Wer bislang sein Geld kaum in Aktien angelegt hat, kann die Gelegenheit auch nutzen, um je nach Risikobereitschaft seine Aktienquote anzupassen, etwa mit ETFs auf Indices wie den MSCI All Countries World oder den FTSE All World.
Zeiten der Verunsicherung sind immer auch Zeiten für Geschäftemacher: Gibt es dubiose Angebote, vor denen zu warnen ist?
Ja. Teilweise ist die Rede von drohender Hyperinflation, vom sicheren Finanzkollaps, von einer Welle von Staatspleiten und vom Niedergang des Euro. Einige Crash-Gurus nutzen die Angst, um ihre Bücher zu verkaufen oder um Anlegern den Kauf ihrer eigenen Investmentfonds nahezulegen. Wieder andere verdienen über Werbeanzeigen Geld mit ihren YouTube-Videos, wo sie wilde und durch nichts belegte Thesen verbreiten: Man solle das Geld von der Bank holen, solange man noch könne und der Staat würde in Kürze alle Vermögenden enteignen, heißt es dort beispielsweise.
Teilweise sind das dieselben Leute und dieselben Thesen, die wir in der Finanzkrise auch schon gehört haben. Übrigens wissen auch einige Goldhändler die so geschürte Verunsicherung auszunutzen, indem sie für die Anlage in Goldmünzen und Barren werben. Was man davon halten soll? Nichts.
Die beste Antwort auf Risiko ist und bleibt die schon erwähnte Risikostreuung.