Was passiert, falls Russland kein Gas mehr liefert?
Kurzfristig gibt es Reserven – die Gasversorgung wird nicht sofort ausbleiben. Das betonen Gas-Branchenverband, Bundesregierung und EU-Kommission. Auch werden bereits zusätzliche Gas-Käufe aus anderen Quellen vorbereitet, die dann zwischen den Staaten verteilt werden sollen.
Gas ist für Verbraucher:innen jetzt schon teurer geworden, selbst ohne russischen Lieferstopp (Stand 9. März 2022). Sollte der Stopp kommen, würde das die Preise vermutlich weiter steigen lassen.
Der Anteil russischen Gases für unseren Verbrauch in Deutschland ist mit rund 50 Prozent immens. Sollte ein Lieferstopp kommen und anhalten, brauchen wir im Winter 2022/2023 Alternativen in großen Mengen. Deutschland fehlen bislang Terminals für Flüssiggas – das könnte eine Alternative sein, denn es lässt sich per Schiff über See transportieren. Die Bundesregierung plant bereits den Bau passender Terminals an hiesigen Häfen. Auch mit einer solchen Lösung wird Gas teurer bleiben, denn für den Transport des Erdgases in Schiffen muss dieses verflüssigt und stark heruntergekühlt (minus 162 Grad) werden, wozu Energie eingesetzt werden muss. Das kostet und ist schlecht für das Klima.
Mit dem Klimapaket hatte die Bundesregierung beschlossen, dass für die Emission von CO2 in Zukunft Kosten anfallen. So kostete im Jahr 2021 eine Tonne des klimaschädlichen Gases 25 Euro. In den folgenden Jahren steigen die Abgaben dann schrittweise, bis sie 2025 einen Wert von 55 Euro pro Tonne erreichen. Auch das wird sich auf Öl- und Gaspreise auswirken.
Steigen neben Gas auch Kosten für andere Heizungsarten?
Mit den steigenden Gaspreisen stellen sich große Energieverbraucher um. Die Industrie kann teilweise auf andere Energieträger wie Kohle, Öl und erneuerbare Brennstoffe ausweichen. Das wiederum lässt auch dort die Preise steigen. Zudem haben die großen Erdölkonzerne angekündigt, kein Öl mehr aus Russland beziehen zu wollen. Der Ölpreis ist daher bereits deutlich in die Höhe geschnellt. Einige Industrielänger erwägen deshalb, einen Teil ihrer strategischen Ölreserven freizugeben.
Zusätzlich wird sich das Klimapaket in den kommenden Jahren auf den Öl-Preis auswirken (siehe vorheriger Punkt).
Klar ist damit: Heizen mit fossilen Energieträgern wird teurer.
Wer zur Miete wohnt, sieht das aber nicht direkt. Vermieter kassieren Abschlagszahlungen über die Nebenkosten und strecken Mehrkosten vor, falls die Heizung teurer wird. Stellen Sie sich darum darauf ein, dass es bei der Jahresabrechnung für 2022 zu hohen Nachzahlungen kommen kann.
Legen Sie dafür bereits etwas Geld beiseite. Bei knapper Kasse können Sie außerdem prüfen, ob Sie einen Anspruch auf Wohngeld haben. Für Wohngeld- und Bafög-Empfänger hat die Regierung außerdem einen Heizkostenzuschuss beschlossen, der zumindest Teile abfedern kann.
Was ist mit den Strompreisen?
Hier könnte Verbraucher:innen zumindest die angekündigte Senkung der EEG-Umlage im Sommer helfen – wenn Anbieter die Kostensenkung denn weitergeben. Dennoch sind die Strompreise unabhängig vom Krieg in der Ukraine in den letzten Monaten gestiegen. Auch hier treiben teurer gewordene Rohstoffe wie Kohle und Gas nun zusätzlich den Preis.
Wer einen älteren Vertrag mit langfristig garantiertem Strompreis hat, sollte aktuell nicht wechseln. Zahlen Sie dagegen bereits viel für Strom, weil Sie in einem ungünstigen Tarif sind, sollten Sie sich umschauen, ob es Wechselmöglichkeiten gibt.
Gibt es Auswirkungen auf Spritpreise?
Sowohl Rohöl als auch Sprit an den Tankstellen sind während des Krieges in der Ukraine teurer geworden. Benzin und Diesel sind inzwischen laut ADAC-Infos vom 9. Mrz 2022 über die Marke von 2,10 Euro pro Liter geklettert. Die Preise liegen damit bei Super um 27,6 Cent höher als in der Vorwoche, bei Diesel sogar um 39,4 Cent.
Hauptgrund für die dramatisch steigenden Kraftstoffpreise sei die starke Nervosität am Rohölmarkt. Solche Preissprünge wie aktuell habe es in Deutschland noch nie gegeben.
Eine kleine Entlastung könnte andererseits bringen: Die Pendlerpauschale soll rückwirkend zum 1. Januar für Fernpendelnde ab dem 21. Kilometer angehoben werden. Wer viel zur Arbeit fährt, kann an dieser Stelle also zumindest ein wenig Geld einsparen.
Tipps zum Spritsparen geben wir in einem separaten Artikel.
Wie wird sich die Inflation entwickeln?
Der Ukraine-Krieg wird die Verbraucherpreise weiter treiben. Erste Berechnungen gehen davon aus, dass die Inflationsrate in Deutschland 2022 bei vier bis sechs Prozent liegen könnte. Insbesondere die Energiepreise dürften durch den Konflikt weiter steigen.
Die Energiekosten treffen Verbraucher:innen aber nicht nur direkt, sondern auch indirekt bei allen möglichen Produkten. Die Hersteller werden ihre gestiegenen Energiekosten weitergeben.
Auch an den Agrarmärkten ist die Unsicherheit groß. So sind die Weizenpreise mit Ausbruch des Krieges stark gestiegen, da Russland und die Ukraine zu den weltgrößten Produzenten gehören. Dies dürfte die Lebensmittelpreise weiter klettern lassen.
Außerdem ist eine Sanktionsspirale in Gang geraten, die in einer weltweit vernetzten Wirtschaft ebenfalls Auswirkungen auf die Einnahmen und Ausgaben vieler Unternehmen und damit auf die Preise haben wird.
Sind Arbeitsplätze in Gefahr?
Zumindest dort, wo enge Verbindungen zu Russland bestehen. Russische Unternehmen haben bei uns Niederlassungen und Tochterfirmen, die wohl schnell und hart von Sanktionen getroffen werden können. Der Betreiber der Pipeline Nord Stream 2 ist beispielsweise insolvent und hat seinen mehr als 140 Mitarbeitenden gekündigt.
Haben hiesige Unternehmen besonders enge Verbindungen zum russischen Markt, kann auch das Schwierigkeiten nach sich ziehen – und damit möglicherweise den Abbau von Arbeitsplätzen.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag geht laut Medienberichten davon aus, dass rund 40.000 deutsche Betriebe Geschäftsbeziehungen mit Russland haben. Von den Exporten nach Russland hingen rund 250.000 Vollzeitstellen direkt ab.
Warnung vor Cybercrime: Phishing-Mails im Umlauf
Der Krieg in der Ukraine ruft auch Betrüger auf den Plan, die die aktuelle Situation zu kriminellen Zwecken nutzen. Erste Phishing-Mails in deutscher Sprache mit Bezug zum Ukraine-Krieg sind bereits im Umlauf. Dabei versuchen Betrüger vermehrt, Vorschüsse zu ergaunern. Die Masche funktioniert so: Per E-Mail bitten sie Mail-Empfänger, vermeintlichen Opfern des Krieges Geld für die Flucht zu überweisen.
Hier sehen Sie eine solche Phishing-Mail.

Daneben tritt auch klassisches Phishing auf. Hierbei versuchen Kriminelle, E-Mail-Empfänger mit reißerischer Berichterstattung dazu zu bewegen, einen "Weiterlesen"-Button anzuklicken. Oder Sie sollen, wie bei dieser gefälschten Sparkassen-Mails, auf den Button "Weiter zur Website" klicken. Klicken Sie den Button nicht an!

Auch Scam-Mails, die betrügerische Spendenaufrufe verbreiten, sind in Umlauf. Nach Einschätzung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) dürfte das Aufkommen an Phishing-Mails auch im deutschsprachigen Raum weiter zunehmen. Auf deren Website bekommen Sie immer die aktuellsten Informationen zum Thema Cybersicherheit.
Deshalb seien Sie wachsam und beachten Sie folgende Regeln. Wenn Sie unerwartet E-Mails bekommen, sollten Sie
- nie auf Links oder Buttons klicken,
- keine Anhänge öffnen und
- dem Absender nicht antworten.
Für ihre Betrugsmaschen nutzen die Kriminellen gerne Phishing-E-Mails. Doch Cybercrime kann auch auf anderen Wegen und mit anderen Mitteln erfolgen. Zum Beispiel als SMS, als Nachricht in sozialen Netzwerken, per Post oder auch als Anruf: Seien Sie immer misstrauisch, wenn Sie unerwartet kontaktiert werden.
Im Phishing-Radar der Verbraucherzentrale NRW finden Sie kontinuierlich alle aktuellen Betrügereien.