- Was sind Wärmenetze?
Wärmenetze sind zentrale Heizsysteme.
Sie versorgen viele Gebäude über ein gemeinsames Leitungssystem mit Wärme. Die Wärme wird an einem Ort erzeugt – zum Beispiel mit großen Wärmepumpen, Solarthermie oder Biomasse – und dann über Rohre zu den Häusern transportiert. Jedes Gebäude hat eine Übergabestation, die mit dem Netz verbunden ist. Die Nutzerinnen und Nutzer zahlen für den Anschluss und für die verbrauchte Wärme.
- Kann ich in Erfahrung bringen, ob es in meinem Wohngebiet ein Wärmenetz gibt?
Ja, das ist möglich.
Informationen dazu gibt es bei der Kommune oder beim Netzbetreiber. Auch kommunale Wärmepläne oder Online-Karten von Energieagenturen helfen weiter. In Deutschland sind derzeit etwa 15 % der Wohnungen an ein Wärmenetz angeschlossen – in Rheinland-Pfalz nur etwa 2,6 %. Die Bundesregierung möchte diesen Anteil bis 2045 deutlich erhöhen. In ländlichen Gebieten oder bei Einfamilienhäusern wird der Anteil aber voraussichtlich niedrig bleiben.
- Habe ich einen Rechtsanspruch auf den Anschluss an ein Wärmenetz?
Nein.
Ein allgemeiner Anspruch auf Anschluss besteht nicht. Nur wenn ein Wärmenetz gebaut wird und ein Vertrag mit dem Betreiber abgeschlossen wurde, besteht ein Anspruch auf Anschluss. Wird das Netz trotz Vertrag nicht gebaut, kann es unter Umständen einen Anspruch auf Kostenerstattung für eine andere Heizlösung geben. Ein Wärmeplan allein reicht nicht aus, um einen Anspruch zu begründen.
- Sind Wärmenetze klimafreundlich?
Ja, langfristig gesehen.
Der Anteil erneuerbarer Energien in Wärmenetzen ist noch niedrig (2022: 17,3 Prozent + 6,1 Prozent Abwärme). Aber:
- Neue Netze müssen ab 2025 mindestens 65 % erneuerbare Energie nutzen.
- Bestehende Netze müssen bis 2030 auf 30 %, bis 2045 auf 80 % steigen.
- Betreiber müssen Dekarbonisierungspläne vorlegen.
Wärmenetze werden also mit der Zeit klimafreundlicher. Wärmepumpen erreichen heute schon 75–85 Prozent erneuerbare Energie.
- Welche Vor- und Nachteile hat ein Wärmenetzanschluss?
Vorteile:
- Geringere Investitionskosten im Vergleich zu Einzelanlagen
- Kein Platzbedarf für Heiztechnik oder Brennstoffe
- Weniger Wartungsaufwand
Nachteile:
- Wärmepreise können hoch sein
- Oft nur ein Anbieter (Monopol)
- Wenig Preistransparenz
- Lange Vertragslaufzeiten
- Abhängigkeit vom Netz
- Muss ich mich an ein Wärmenetz anschließen?
Das hängt davon ab!
Ob ein Anschluss verpflichtend ist, entscheidet die Kommune. Sie kann eine Satzung erlassen, die einen Anschluss- und Benutzungszwang vorschreibt – zum Beispiel aus Klimaschutzgründen. In Rheinland-Pfalz ist das rechtlich möglich. Wenn es eine solche Satzung gibt, muss ein Gebäude beim Einbau einer neuen Heizung ans Netz angeschlossen werden. Ohne Satzung oder ohne Netz besteht in der Regel Wahlfreiheit, solange das Gebäudeenergiegesetz eingehalten wird.
- Darf ich meine Wärmepumpe weiter betreiben, wenn ein Wärmenetz gebaut wird?
Ja.
Eine funktionierende Wärmepumpe muss in der Regel nicht abgeschaltet werden, wenn ein Wärmenetz entsteht. Ein Anschlusszwang wäre in diesem Fall unverhältnismäßig und rechtlich angreifbar. Satzungen müssen Ausnahmen für bestehende Heizungen vorsehen, die die gesetzlichen Anforderungen erfüllen – wie moderne Wärmepumpen.
- Kann ich auch ein eigenes Wärmenetz aufbauen?
Ja.
Es ist möglich, ein eigenes Wärmenetz zu errichten – zum Beispiel durch eine Bürgerenergiegenossenschaft oder ein Quartiersprojekt. Dafür braucht man ein gutes Konzept, technische Planung, Genehmigungen und eine wirtschaftliche Grundlage. Eine enge Zusammenarbeit mit der Kommune ist dabei sehr zu empfehlen.
- Sind Wasserstoffnetze sinnvoll?
Nur in seltenen Fällen.
Wasserstoff wird oft als Zukunftslösung genannt, ist aber nicht automatisch sinnvoll für die Wärmeversorgung von Wohngebäuden. Wasserstoff in der Regel teuer, energieaufwendig in der Herstellung und nicht effizient für das Heizen. Grüner Wasserstoff sollte vor allem dort eingesetzt werden, wo es keine Alternativen gibt – zum Beispiel in der Industrie oder im Schwerlastverkehr. Für den Einsatz in Wärmenetzen ist Wasserstoff nur in Ausnahmefällen sinnvoll –wenn keine anderen erneuerbaren Quellen zur Verfügung stehen. In den meisten Fällen sind Wärmepumpen oder Fernwärme aus erneuerbaren Quellen die bessere Wahl.
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