Lebensmittel mit Gesundheitsversprechen: Viel hilft selten viel

Stand:
Nur wenige essen wirklich immer gesund und abwechslungsreich. Können angereicherte Lebensmittel eine vollwertige und ausgewogene Ernährung ersetzen?
Chlorella im Glas zum Trinken und auf der Hand als Pillen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nahrungsergänzungsmittel und angereicherte Lebensmittel können Ihrer Gesundheit schaden.
  • Gesundheitsbezogene Angaben deuten nicht auf ein sinnvolles oder qualitativ hochwertiges Produkt hin.
  • Lassen Sie sich von der Werbung nicht verunsichern!
On

Wohl nur wenige können von sich behaupten, immer gesund und abwechslungsreich zu essen. Manchmal fehlen einfach die Lust oder die Zeit, um sich aus frischen Zutaten eine vollwertige Mahlzeit zu kochen. Da scheinen Lebensmittel mit Vitaminzusätzen, einer Extra-Portion Eiweiß oder auch Nahrungsergänzungsmittel in Pillenform ein guter Ausgleich zu sein.

So einfach ist es leider nicht. Das was Lebensmittel mit ihrer Fülle an Inhaltsstoffen zu bieten haben, lässt sich durch all diese Produkte nur teilweise abdecken. Sie können maximal einzelne Lücken stopfen, haben bisweilen aber auch unerwünschte Wirkungen.

Wer ständig zu angereicherten Lebensmitteln greift oder Nahrungsergänzungsmittel schluckt, riskiert damit unter Umständen eine Überversorgung mit bestimmten Mikronährstoffen. Das kann problematisch sein. Es mehren sich die Hinweise, dass zugesetzte Vitamine eher schaden als nützen, wie es zum Beispiel bei einer überhöhten Zufuhr von künstlicher Folsäure oder auch bei Vitamin D der Fall ist.

Gut zu wissen: Hersteller setzen oft mehr zu, damit die Produkte auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch die angegebene Menge an Vitaminen enthalten. Besonders bei Getränken, wie dem gesund klingenden Multivitamin-Saft, von dem oft mehr als ein Glas am Tag getrunken wird, hat man schnell die sichere Obergrenze für die Zufuhr von Folsäure (1 Milligramm pro Tag) überschritten.

Trotzdem lassen insbesondere die Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln keine Möglichkeit aus, um ihre Produkte als unverzichtbar anzupreisen. Oft schüren sie die Angst vor Vitamin- und Mineralstoffmangel und Krankheiten oder versprechen schnelle Erfolge bei Gelenkschmerzen, beim Abnehmen oder Hilfe bei Impotenz.

Zahlreiche Produkte sind jedoch bestenfalls überflüssig und schlimmstenfalls gesundheitlich bedenklich, oder es gibt Wechselwirkungen mit Medikamenten, etwa bei einem Fruchtsaft, der mit Eisen oder Calcium angereichert wurde. Es gibt neue Erkenntnisse, dass Nahrungsergänzungsmittel das Darm-Mikrobiom beeinflussen. Wie sich das auf unsere Gesundheit auswirkt, darüber weiß man bisher noch wenig.

Gesundheitsbezogene Angaben

Die EU hat eine Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben erlassen. Damit will sie dem Wildwuchs an nicht belegten Gesundheitsversprechen auf Verpackungen wie "stärkt die Abwehrkräfte" oder "gut für die Knochen" ein Ende bereiten.

Seit Ende 2012 darf nur noch mit Gesundheitsslogans für Lebensmittel und auch Nahrungsergänzungsmittel geworben werden, die von der EU erlaubt wurden. Erlaubt heißt aber nicht, dass die damit beworbenen Lebensmittel sinnvoll oder notwendig sind. Zum Teil ist sogar das Gegenteil der Fall. Vitamin B6 trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei" bedeutet nicht zwangsläufig, dass das für jeden eine sinnvolle Ergänzung des Speiseplans wäre. Gerade bei Lebensmitteln werden häufig Produkte angereichert, die für eine gesunde Ernährung nicht sinnvoll sind, wie etwa Bonbons.

Bislang keine festgesetzten Höchstmengen für Vitamine

In der EU gibt es immer noch keine Höchstmengen für zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe in Lebensmitteln. Für Nahrungsergänzungsmittel gibt es lediglich Empfehlungen. Verbraucher:innen können oft schlecht selbst einschätzen, wann ihr Essverhalten mit angereicherten Lebensmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln zu einer Überversorgung führt. Zudem fehlen Regelungen, was eigentlich alles in ein Lebensmittel hinein darf, zum Beispiel an Pflanzenstoffen wie Echinacea oder Ginkgo. Immer öfter werden nämlich auch Arzneipflanzen verwendet, ohne dass sie die erwartete Wirkung hätten.

Eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Gemüse in allen Farben, tägliche Bewegung und ab und zu vom Arzt durchchecken lassen - das ist ein guter Weg, um gesund zu bleiben.

Vielfältige Produktpalette

Nahrungsergänzungsmittel für ältere Menschen sollen bei nachlassendem Gedächtnis, Konzentrationsschwierigkeiten,  Problemen mit Knochen, Gelenken oder Augen, oder Herz-Kreislauf-Problemen helfen. Die Werbung richtet sich aber ebenfalls gerne auch an andere Altersgruppen. Das heißt jedoch nicht, dass die beworbenen Produkte immer das Richtige sind. Dazu gehören:

Freudiges Paar beißt in roten Apfel

Genussvoll älter werden

Wer möchte nicht bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit bleiben? Wir zeigen Ihnen, worauf Sie beim Einkauf von Lebensmitteln achten können, wie Sie Werbefallen und Mogelpackungen erkennen und geben Informationen rund ums Essen und Trinken.

Ratgeber-Tipps

Familienküche
Wie „Familienküche“ ganz entspannt funktionieren kann – das zeigt der gleichnamige Ratgeber der Verbraucherzentrale. Er…
Lebensmittel-Lügen
Wissen Sie, was Sie essen?
Rindfleischsuppe ohne Rindfleisch, Erdbeerjoghurt, der Erdbeeren vorgaukelt,…
Ein Mann hält ein Smartphone in der Hand und tippt mit dem Zeigefinger darauf.

bonify-App: Datenschutz im Auge behalten

Was ist die neue bonify-App und wie will die App Menschen dabei unterstützen, die eigene Kreditwürdigkeit zu verbessern? Wir beantworten die wichtigsten Fragen und erläutern, warum wir das kritisch sehen.
Schmuckbild

Abzocke auf online-wohngeld.de: Hier wird kein Wohngeld beantragt!

Auf der Website online-wohngeld.de könnten Verbraucher:innen den Eindruck bekommen, dass sie dort Wohngeld beantragen können. Das ist jedoch nicht der Fall und kostet auch noch Geld!

Musterfeststellungsklage gegen Sparkasse Mansfeld-Südharz

Die Sparkasse Mansfeld-Südharz hat vielen Prämiensparern nach Ansicht der Verbraucherzentrale jahrelang zu wenig Zinsen gezahlt. Der vzbv hat für die Kund:innen der Sparkasse Klage erhoben, damit sie ihre Zinsen in der Höhe erhalten, die ihnen zusteht.

Der vzbv führt das Verfahren vor dem Bundesgerichtshof (BGH) nicht weiter. Kund:innen können die ihnen zustehenden Zinsen nun einfordern.