Gesundheitsinfos aus dem Netz

Stand:
Symptome und Mangelerscheinungen googeln, Ernährungstipps gegen Corona suchen? Ja, falls die Internetseite oder das Gesundheitsportal verlässliche Informationen liefern. Nur wie erkennt man das?
Gesundheitsinfos aus dem Netz

Das Wichtigste in Kürze:
Auf's Wissen kommt es an

  • Wenn Sie sich im Internet informieren, erhalten Sie einen schnellen Überblick. Sie laufen aber auch Gefahr, auf einfache Lösungen gesundheitlicher Probleme – meist ganz "natürliche" Produkte in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder angebliche Erfahrungsberichte hereinzufallen. Das gilt ganz besonders auch für soziale Medien.
  • Die Behandlung von Krankheiten ist aber keine Aufgabe von Nahrungsergänzungsmitteln.
  • In Diskussionsforen unterscheidet sich die Qualität der Beiträge ganz erheblich. Und selbst Expertenforen dürfen nur allgemeine Ratschläge geben.
  • Wir bieten eine Checkliste, mit der Sie einschätzen können, ob eine Internetseite verlässliche Informationen liefert.
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Wer im Internet nach Antworten auf Ernährungsfragen und zur Lösung von Gesundheitsproblemen sucht, trifft neben Anbietern schnell auf Foren und verschiedenste Portale, auf denen allgemeine und spezifische Informationen zu allerlei Gesundheitsthemen angeboten werden.

In Diskussionsforen unterscheidet sich die Qualität der Beiträge ganz erheblich. Auch Expertenforen dürfen nur allgemeine Ratschläge geben.

Aktuelle Recherchen von medwatch haben gezeigt, dass in manchen Gesundheitsportalen auch mit Fake-Autoren gearbeitet wird. Es werden unerlaubt Profile anerkannter Wissenschaftler:innen genutzt,  um Produkte vorzustellen und anschließend direkt auf das passende Angebot im Shop zu verlinken.

Achtung, gerade jetzt während der Corona-Pandemie sind viele Fake-News im Internet und in den sozialen Medien unterwegs. Wichtig sind aber verlässliche Informationen und Faktenchecks, die auch aktuell gehalten werden:


Selbst bei Internetseiten, die kein wirtschaftliches Interesse verfolgen, ist die Qualifikation derjenigen, die einen Rat geben, nicht immer gut. Das Problem: Bei Ernährungsfragen kann jede:r mitreden und daher fühlen sich viele bemüßigt, wenig sachkundige Ratschläge zu geben.

Gerade bei Ernährungsproblemen sollte man nur qualifizierten Ernährungsfachkräften vertrauen.

Auch Selbsthilfegruppen sind nicht immer neutral, häufig werden ihre Internetseiten finanziell durch Anbieterspenden unterstützt oder es fließt Geld für Werbelinks.

Seriöse Seite, gute Qualität?

Auch die Qualität der verschiedenen Internetseiten unterscheidet sich stark. Daher ist es wichtig, solche Informationen mit Bedacht zu behandeln. Eine Checkliste hilft Ihnen, Internetseiten zu Gesundheitsthemen auf ihre Transparenz und Verlässlichkeit zu prüfen und erkennen zu können, ob es sich dabei um seriöse Anbieter handelt. Das Projekt "Faktencheck Gesundheitswerbung" unterstützt Verbraucher:innen dabei. Wenn Sie sich tiefer einlesen möchten, hilft dieser Artikel. Ein Qualitätssiegel - wie die beiden abgebildeten - kann die Beurteilung erleichtern. (Siehe Quellen). Allerdings sollte man sich auch auf diese Qualitätssiegel nicht blind verlassen, denn beide prüfen im Wesentlichen nur Transparenz-Kriterien. So müssen hier Finanzierung und Sponsoring offengelegt und Inhalte von Werbung getrennt werden - dürfen aber ein ähnliches Layout haben. Die Verwendung der Siegel bzw. die Zertifizierung ist kostenpflichtig.

Logos Honcode Afgis

Auch wenn auf einer Internetseite selber keine Produkte verkauft werden: Anzeigen und Verlinkungen zu Onlineshops deuten auf eine gewisse wirtschaftliche Abhängigkeit hin, die meist Einfluss auf die Objektivität der angebotenen Informationen hat.

Vor allem (deutschsprachige) Portale, die ihren Sitz außerhalb der EU (und trotzdem eine de-Endung haben) haben, fühlen sich oft nicht an EU-Recht gebunden.

Vorsichtig sollte man auch bei angeblichen Tests sein. Produkttests werden derzeit inflationär angeboten und entbehren oft jeder Grundlage, den angeblichen Tester:innen fehlt jedes Fachwissen. Viele Bewertungen - sogenannte Fake-Rezensionen - werden auch gekauft.

Werden Nahrungsergänzungsmittel als Hilfe bei Erkrankungen empfohlen?

Nahrungsergänzungsmittel sind Lebensmittel und dürfen nicht als Hilfe gegen Arthrose, Migräne, Diabetes, Alzheimer, Krebs usw. angepriesen werden, so steht es im Gesetz. Natürlich dürfen anbieterunabhängige Portale, die nicht auf Shops verlinken, aber über neue Studienergebnisse berichten, auch über mögliche Erfolge bei bestimmten Erkrankungen schreiben, sollten dann aber auch auf die Studien verlinken. Zusätzlich kommt es auf die Qualität dieser Studien an. Eine Information wird nicht vertrauenswürdiger, bloß weil sie oft kopiert wurde und dadurch viele Treffer erzielt.

Bloße Erfahrung oder  tatsächlich bewiesen?

Auch wenn es verboten ist, dass Nahrungsergänzungsmittel mit einer Wirkung oder Eigenschaften beworben werden, die sie nicht  besitzen: Wichtig ist, dass Sie darauf achten, ob eine gefundene Information wissenschaftlich belegt ist und sich wirklich auf das Produkt und nicht nur einen Inhaltsstoff bezieht.

Angeblich wissenschaftliche Studien zu Nahrungsergänzungsmitteln gibt es viele, doch nur ein kleiner Teil ist wirklich aussagekräftig, hat eine hohe Evidenz. Worauf Sie achten sollten, finden Sie in unserem Artikel: Wer heilt, hat Recht? Welchen Studien kann man vertrauen?

Insgesamt wird im Internet vieles versprochen, was Heilung bringen soll. Doch manches davon schadet nicht nur dem Geldbeutel, sondern auch der Gesundheit. Daher bietet das Verbraucherzentralen-Projekt „Faktencheck-Gesundheitswerbung“ Orientierung und Tipps, wie Sie gute von schlechten Gesundheitsseiten unterscheiden können.

Verlässliche und zugängliche Gesundheitsinformationen gibt es auch von der Cochrane Collaboration, einem seit mehr als 25 Jahren existierenden globalen, unabhängigen Netz von 37.000 Wissenschaftlern und Ärzten aus 130 Ländern. Für Verbraucher:innen aufbereitete Texte findet man unter gesundheitsinformation.de und medizin-transparent.at. Ebenfalls werbefrei ist das Portal patienten-information.de, welches sich aber weniger mit Gesundheitsthemen, sondern eher mit Informationen zu Krankheiten beschäftigt. Eine weitere verlässliche Alternative zu Dr. Google ist das neue Nationale Gesundheitsportal des Bundesgesundheitsministerium, gesund.bund.de.

Was ist für mich das richtige Produkt?

Richtig verwendet sind zusätzliche Mikronährstoffe nützlich – aber nicht alle und nicht für jeden. Welche Art Produkt, also Nahrungsergänzung, ergänzende bilanzierte Diät oder Arzneimittel, für Ihr Ziel das richtige ist, können Sie hier erfahren.

Weiterführende Informationen – nicht nur für Experten

Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung wurde von Expert:innen verschiedener Universitäten, gesundheitsinformation.de und IGeL-Monitor unter Beteiligung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) eine Analyse erstellt zu "Schlechte und gefährliche Gesundheitsinformationen. Wie sie erkannt und Patienten besser geschützt werden können". Diese steht im Internet zur Verfügung, ebenso ein Kriterienraster zur Beurteilung von Gesundheitsinformationen durch Fachleute.

    "Schlechte" Gesundheitsinformationen informieren inkorrekt, einseitig, verkürzt und unsachlich.

    "Gefährlich" sind Gesundheitsinformationen, wenn sie vermutlich ein Verhalten auslösen werden, das einen erheblichen körperlichen, seelischen oder finanziellen Schaden – für den Einzelnen oder die Gesellschaft – und / oder einen Vertrauensverlust in die wissenschaftsbasierte Medizin hervorruft.

    Seit Ende 2020 helfen zwei neue Webseiten Menschen dabei, vertrauenswürdige von nicht-vertrauenswürdigen Informationsquellen im Netz zu unterscheiden. Entwickelt wurden sie im Rahmen des Projekts „Orientierungshilfe im Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationsangeboten“ (OriGes) am Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) der Universität zu Köln in Kooperation mit der Hochschule für Gesundheit (hsg) Bochum und gefördert durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV)
     
    Zielgruppe Erwachsene: www.gesund-im-netz.net
    Zielgruppe Jugendliche: www.klick2health.net
     

    Zum Weiterlesen:

    Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V.: Gute Praxis Gesundheitsinformation 2.0, Stand 21.07.2016
    Universität Hamburg u.a.: Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation, Stand: 2017
     

    Quellen: