App-Test »CrowdFarming«: Werden Sie Orangen-Pate!

Stand:
"Adoptiere 16m² eines Spargelackers und erhalte weißen und grünen Bio-Spargel direkt zu dir nach Hause." So zitiert die von uns getestete App einen Spargelbauer. Aber wie alltagstauglich und nachhaltig ist die Finanzspritze für klimafreundliche Landwirtschaft durch Verbraucher:innen?
Stilisierte Illustration eines Menschen, der eine Schote oder Blatt umarmt als Logo der App "Crowdfarming"

CrowdFarming schlägt eine Brücke zwischen Verbraucher:innen und Landwirt:innen, indem sie eine innovative Plattform für die Unterstützung von landwirtschaftlichen Projekten bietet und Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagt.

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Name: CrowdFarming - Direkt vom Landwirt kaufen
Anbieter: Crowdfarming SL, Spanien (www.crowdfarming.com)
Kategorie: Regionaler Einkauf
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos | Enthält kostenpflichtige Angebote
Links: Apple App Store| Google Play Store

Was genau ist "CrowdFarming"?

Nutzer:innen der haben die Möglichkeit, Obstbäume, Rebstöcke oder sogar Nutztiere zu adoptieren und die dazugehörigen Landwirt:innen liefern im Gegenzug die Erträge nach Hause. Allein in Deutschland werden jährlich Millionen Tonnen an Lebensmitteln weggeworfen. Gerade Obst und Gemüse landet gerne in der Mülltonne. Durch die Nutzung von CrowdFarming soll die Wertschätzung für einzelne Produkte erhöht werden.

Die App ermöglicht es, an landwirtschaftlichen Projekt teilzuhaben und am Ende die erzeugten Produkte zu erhalten. Durch diese direkte Verbindung können Verbraucher:innen die Herkunft ihrer Lebensmittel verstehen und gleichzeitig Bäuerinnen und Bauern weltweit unterstützen. Der Sinn dahinter ist einleuchtend: Landwirte erhalten oft nur einen Bruchteil für ihre Produkte, die dann für uns günstig im Supermarkt zu erstehen sind. CrowdFarming möchte den Teufelskreis der Ungerechtigkeit durchbrechen und dafür sorgen, dass die Preisgestaltung für gute und frische Lebensmittel und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse fairer wird. Teilnehmende Farmer können auf der Plattform selbst entscheiden, was sie für ihre Produkte haben möchten.

Screenshots von verschiedenen Funktionen der App "CrowdFarming"
Quelle: Screenshots

Wie geht die App mit meinen Daten um?

Die zur umeingeschränkten Nutzung der App erforderliche Registrierung ist per E-Mail oder einen bestehenden Apple- oder Google-Account möglich. Um die Weitergabe persönlicher Daten an den Anbieter zu minimieren, empfehlen wir stets das Login per E-Mail. Die Registrierung wird leider nicht durch eine Verifizierungs-Mail bestätigt, was Missbrauch von Kontaktdaten vorbeugen würde.

Auch der prüfende Blick auf die Datenschutzbestimmungen kann nicht rundum begeistern. Innerhalb der App steht Nutzer:innen zwar eine umfassende Hilfeseiten nebst Impressum zur Verfügung, zum Umgang mit Nutzerdaten äußert sich der Anbieter aber ausschließlich auf der zur App gehörigen Homepage. Erwartungsgemäß verarbeitet CrowdFarming neben dem erwähnten E-Mail-Kontakt eine Menge persönlicher Daten, da diese bei Nutzung bei Abschluss der kostenpflichtiger Dienstleistungen wie Patenschaften oder Bestellungen vom Zahlungsdienstleister verarbeitet und zwecks Lieferung an die betroffenen Landwirtschaftsbetriebe übermittelt werden müssen. Dazu gehören der vollständige Name, Lieferadresse und Telefonnummer. CrowdFarming gibt diese Daten nur an Dritte weiter, wenn diese für die Auslieferung bestellter Ware an den:die Verbraucher:in benötigt wird. Details zum Dienstleister, der sich im Auftrag des Anbieters um die finanzielle Abwicklung der wahlweise per PayPal oder Kreditkarte getätigten Zahlungen kümmert, konnten wir leider nicht entdecken.

Ebenso dünn ist die Informationslage hinsichtlich werblicher Inhalte in der App. Der spanische Anbieternutzt verschiedene Services wie Google Adwords, Bing Ads und Facebook Ads zur Optimierung und Ausspielung von Werbeinhalten auf der CrowdFarming-Webseite und hüllt sich zu den werblichen Inhalten innerhalb der App in Schweigen. Einer Überschrift mit dem Titel "10. KOMMERZIELLE NACHRICHTEN UND WERBEMITTEILUNGEN" in den Datenschutzbestimmungen folgt kein weiterer Inhalt. Angesichts dieser halbherzigen Informationspolitik können (müssen) sich Verbraucher:innen für ihre Datensicherheit einzig auf den guten Ruf des Anbieters und seiner Software verlassen. Aus Verbraucherschutzsicht ist uns dies aber zu wenig.

Stärken ...

Direkter Kontakt zu den Farmern: Die Idee, 2016 von zwei Bauern aus Spanien entwickelt, finden wir stark. Nutzerinnen und Nutzer können direkten Kontakt zu Landwirt:innen aufnehmen und damit die Ketten des Einzelhandels durchbrechen. Die Gründer der App verkaufen zum Beispiel Obstbäume auf ihrer Plantage. Die App ermöglicht es, die Menschen hinter den Produkten kennenzulernen, ihre Geschichten zu erfahren und sich mit ihnen zu verbinden. Dies schafft Vertrauen und Transparenz in die Lebensmittelproduktion. Die Profile der Landwirte wirken sehr positiv und freundlich. Anders als beim Einkauf im Supermarkt können wir eine Verbindung zu den einzelnen Produkten herstellen, da wir das Gesicht der Bäuerin oder des Bauern dahinter kennen.

Nachhaltigkeit: CrowdFarming fördert eine nachhaltige Landwirtschaft, indem es den Verbraucher:innen ermöglicht, direkt in Projekte zu investieren, die auf umweltfreundliche Praktiken setzen. Durch die Unterstützung von Bäuerinnen und Bauern, die auf biologischen Anbau, artgerechte Tierhaltung und andere nachhaltige Methoden setzen, tragen die Nutzer:innen zur Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks bei.

Qualitätsprodukte: Die über CrowdFarming bezogenen Produkte sind von hoher Qualität. Da die Projekte oft von engagierten und leidenschaftlichen Bauern durchgeführt werden, können die Nutzer:innen frische, hochwertige Lebensmittel erwarten, die den höchsten Standards entsprechen. Wer mag, kann sich neben der Adoption für ein Einzelprodukt auch im Monatsabo für 19,90 Euro eine selbst zusammengestellte Kiste Obst oder Gemüse nach Hause liefern lassen. Die Kiste enthält saisonale Bio-Produkte und eine Kündigung des Abos ist jederzeit möglich.

Einfach Pate oder Patin werden in vier Schritten: In der App wird ein Projekt ausgewählt, zum Beispiel ein Olivenbäumchen, dem man dann einen Namen geben kann. Anschließend werden Lieferung und die Anzahl an Kisten geplant und im letzten Schritt die Ernte vor die Haustüre geliefert bekommen.

... und Schwächen

Begrenzte Verfügbarkeit: Eine Herausforderung von CrowdFarming ist die begrenzte Verfügbarkeit bestimmter Produkte. Da die Projekte häufig von kleinen bis mittelgroßen Bauernhöfen stammen, können die Produktmengen begrenzt sein. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Produkte schnell ausverkauft sind. Nutzer:innen müssen sich nach dem Angebot richten und können nicht (wie im Supermarkt) gezielt die Lebensmittel auswählen, auf die sie gerade Lust haben. Dafür ist es aber möglich, Pate für Aloe-Vera oder Mandelbäumchen zu werden oder seinen „eigenen“ Rebstock zu haben.

Lokale Einschränkungen: Die App ist möglicherweise nicht für alle Regionen verfügbar (wir haben im Raum Düsseldorf getestet) und einige Nutzer:innen könnten Schwierigkeiten haben, Bauernhöfe in ihrer Nähe zu finden. Die App ist eher darauf ausgerichtet, beliebte Adoptionen zu pushen. Dies könnte die Nutzungsmöglichkeiten für Verbraucher:innen einschränken, die außerhalb bestimmter geografischer Gebiete leben.

Kosten: Wir sind es in Deutschland gewohnt, dass wir ein Netz Kartoffeln, Paprika oder ein Glas Honig zu einem Spottpreis beim Discounter kaufen können. Logischerweise sind die Kosten für Lebensmittel und Produkterzeugnisse bei CrowdFarming deutlich höher. Legen wir eine 5kg-Kiste Bio-Orangen in den Warenkorb, kostet das 20,19 Euro. Für 10kg sind (zum Zeitpunkt unseres Tests) 34,12 Euro und für 15kg 47,70 zu zahlen. Diese Orangen sind dafür aber frei von Rückständen und Käufer:innen können sich sogar Analysen zum Anbau herunterladen. Außerdem gibt es die oben genannten Mischkisten. Wenn man genau überlegt, ist alles eine Frage des Verhältnisses. Ein Avocadobaum kostet 32,68 Euro und bringt zwei Kisten Avocados à 4kg. Das ist gar nicht so teuer, wenn man bedenkt, was eine einzige Avocado im Supermarkt kostet. Pro Kiste schlagen allerdings noch 16,20 Euro Versandkosten zu Buche, was in diesem Beispiel einen Gesamtbetrag von 65,08 Euro ergibt.

Screenshots von verschiedenen Funktionen der App "CrowdFarming"
Quelle: Screenshots

Unsere Verbesserungsvorschläge

Erweiterung des Angebots: Es geht immer noch mehr. Zusätzliche Landwirte und Projekte würden CrowdFarming gut zu Gesicht stehen. Dies würde die Produktvielfalt erhöhen und sicherstellen, dass eine größere Anzahl von Nutzer:innen Zugang zu den Dienstleistungen der App hat. Die bisherige Produktauswahl, die neben Obst und Gemüse auch Getränke, Milchprodukte und Süßigkeiten umfasst, ist aber bereits beachtlich. 

Verbesserung der Nutzerfreundlichkeit: Eine intuitiv verständlichere Navigation in der App könnte die Nutzererfahrung verbessern und es den Nutzer:innen erleichtern, Projekte und Produkte zu finden, an denen sie interessiert sind. Der Zwischenschritt "In den Warenkorb legen" mittels eines Buttons sollte beispielsweise entsprechend benannt sein und nicht "Obstkiste kaufen" lauten, was befürchten lässt, man würde sofort nach dem ersten Fingertipp einen Kaufvertrags abschließen.

Nachvollziehbare und vollständige Datenschutzbestimmungen: siehe oben.

Fazit

CrowdFarming ist ein wegweisendes Konzept, das einen bedeutenden Beitrag zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft leisten kann. Durch den direkten Kontakt zu Landwirtinnen und Landwirten, die Unterstützung von umweltfreundlichen Praktiken und die Bereitstellung hochwertiger Produkte bietet die App eine attraktive Möglichkeit für Verbraucher:innen, ihre Lebensmittel bewusst zu wählen und gleichzeitig Bäuerinnen und Bauern weltweit zu unterstützen. Mit alleinigem Blick auf Funktionen und Angebotsumfang ist CrowdFarming eine echte Alternative für diejenigen, die Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit und Transparenz bei Lebensmitteln legen. Leider färbt die Transparenz hinsichtlich Anbau und Handel nicht auf die Informationspolitik des Anbieters zum Thema Datensicherheit ab. Hier wünschen wir uns zeitnah eine Verbesserung.

Handhabung4 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit2 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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