App-Test »Restegourmet«: Sparen Sie mit den Zutaten - nicht bei der App!

Stand:
In unserer Redaktion wissen wir es zu schätzen, wenn eine zum Testen vorgesehene App bereits mit ihrem Namen verrät, welchen Mehrwert sie bietet. Diese kleine Einstiegshürde bewältigt "Restegourmet" mit Leichtigkeit. Aber bietet sie auch höchsten Genuss in Sachen Verbraucherfreundlichkeit?
Schriftzug "Restegourmet" in Schreibschrift auf grünem Hintergrund als Logo der gleichnamigen App

Müssten wir nach knapp einhundert Testberichten zu Klimaschutz-Apps einen aktuellen Markttrend benennen, die Kombination aus künstlicher Intelligenz (KI) mit Angeboten zur nachhaltigen und gesunden Ernährung wäre ein solcher. Dabei reichen die Resultate von enttäuschend bis vielversprechend oder irgendwo dazwischen. Restegourmet möchte mit exklusiven Funktionen und der vermutlich vielfältigsten Rezeptsammlung im Vergleich zur Konkurrenz punkten, bittet Verbraucher:innen hierfür aber auch zur Kasse. Zwar ist die App, die zum klimafreundlichen und kostengünstigen Restekochen motivieren will, auch als kostenlose Version verfügbar, deren Funktionsumfang ist aber zu gering und durch werbliche Inhalte belastet, um für nachhaltigen Kochspaß zu sorgen. Wer jedoch ein paar Euro in das digitale Angebot investiert, kommt kulinarisch auf seine Kosten.

Off

Name: Restegourmet
Anbieter: Restegourmet UG (restegourmet.de)
Kategorie: Lebensmittel retten | Vegane Ernährung
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos | verschiedene Abo-Modelle ab €1,99/Monat
Links: Apple App Store | Google Play Store

Auch kostenlose Apps haben ihren Preis

Restegourmet ist ein vergleichsweise junges Angebot zur nachhaltigen Ernährung. Dies merkt man nicht zuletzt daran, dass sich einige Funktionen der App noch in der selbsternannten Beta-Phase befinden. Auch die Wortwahl des Anbieters, gemäß der zahlende Kund:innen als "Unterstützer:innen" bezeichnet werden und die unbefristete Lizenz zur App-Nutzung als "Crowdfunding-Beitrag" zu verstehen seien, verweisen darauf. Tatsächlich wäre uns im Test nie der Gedanke gekommen, dass es sich bei Restegourmet um ein Angebot handle, dem der technische und inhaltliche Feinschliff fehle. Dafür wirken die meisten Features zu durchdacht und professionell umgesetzt. Vorausgesetzt, man ist als Nutzer:in bereit, dafür zu zahlen.

In der kostenlosen Variante präsentiert sich Restegourmet als werbefinanzierte App mit eingeschränktem Funktionsumfang. Die Werbung zeigt sich in Form illustrierter Anzeigen zwischen den Kochrezepten, als Videoclips vor Suchanfragen und gelegentlichen Affiliate Links, beispielsweise zum Onlinehändler Amazon. Dabei handelt es sich um Links, die zu kostenpflichtigen Angeboten eines externen Dienstleisters führen, für die Restegourmet im Umsatzfall eine Provision erhält. Während werbliche Links und Bildanzeigen die Nutzererfahrung kaum störend beeinträchtigen, stellten die 30-sekündigen Video-Werbeblöcke vor Anzeige eines KI-generierten Rezepts unsere Geduld immer wieder auf die Probe. Zudem ist die Auswahl der beworbenen Unternehmen, darunter ein Dienstleister für Lieferessen und ein Online-Versandhändler für Importware aus Übersee, alles andere als klimafreundlich.

Eine Personalisierung der Werbeinhalte erfolgt über Statistik-, Marketing- und Personalisierungs-Cookies, die daraus gewonnenen Daten gibt Restegourmet an Onlinemarketing-Anbieter und Direktpartner weiter. Anders als die notwendigen Cookies für den Betrieb der Webseite und App kann man die kommerziellen Cookies jedoch deaktivieren. Dies schützt nicht vor Werbung, wohl aber vor der Verarbeitung individueller Personendaten durch "Anzeigentechnologie-Anbieter", so der Wortlaut der App-Anbieters.

Selbst Verbraucher:innen, die starke Nerven angesichts des Werbeaufkommens zeigen und keinen gesteigerten Wert auf die Sicherheit ihrer Daten legen, werden im Falle von Restegourmet versucht sein, den fair bemessenen Preis für die uneingeschränkte Nutzung der App zu zahlen. Alternativ müssen Verbraucher:innen an vielen Stellen mit einem schmerzhaft deutlich eingeschränkten Funktionsumfang leben. Restegourmet bietet sein günstigstes Abonnement für 1,99€ monatlich an. Das Jahresabo kostet 11,99€, die zeitlich unbefristete Nutzungslizenz 39,99€. Je nach gebuchtem Paket ist darin eine drei- oder siebentägige, kostenlose Testphase enthalten.

Für die kostenpflichtige Nutzung ist eine Registrierung erforderlich, die per Verifizierungs-E-Mail des Anbieters bestätigt werden muss. Zwar wird auch das Login über einen bestehenden Account bei Apple, Google oder anderen Online-Plattformen angeboten, wir empfehlen zugunsten der Datensparsamkeit aber immer den Gebrauch der E-Mail-Adresse. Nicht selbstverständlich: Restegourmet erläutert in den Datenschutzbestimmungen dezidiert, welche persönlichen Daten beim Gebrauch eines sogenannten Social Logins per Facebook, Linkedin & Co. an die Unternehmen weitergegeben werden. Zwar nehmen wir an, dass sich nur wenige Verbraucher:innen diese Hinweise durchlesen werden, doch schaffen sie zumindest mehr Transparenz, als wir es von den meisten Nachhaltigkeits-Apps mit kommerziellem Interesse gewohnt sind.

Verschiedene Funktionen der App "Restegourmet" zum ressourcensparenden Kochen
Schmackhafte und kreative Rezeptideen findet man in Restegourmet zuhauf. Die in der kostenlosen Version allgegenwärtige Werbung stellte unsere Geduld aber auf die Probe. (Quelle: Screenshots)

Alles landet im Topf

Videos von ein bis zwei Minuten Länge führen auf Wunsch in die wichtigsten Funktionen der App ein. Beispielsweise, wie man mit mithilfe von Restegourmet den meisten Genuss aus bereits vorrätigen Zutaten herausholt, oder, wie man die inspirierende Rezeptsuche - dazu gleich mehr - nutzt und Mahlzeiten besonders sparsam und ressourcenschonend plant. Alternativ kann man sich durch die umfassenden und großzügig illustrierten Texte auf der Hilfeseite scrollen. Glücklicherweise ist Restegourmet so intuitiv leicht bedienbar, dass sich der Großteil der Funktionen auch ohne Tutorials erschließt.

Herzstück der App ist eine Rezeptsuche, bei der den im Haushalt vorrätigen Lebensmitteln Kochideen zugeordnet werden. Diese Zutaten gibt man in ein Textfeld ein, worauf die App passende Treffervorschläge anzeigt, die angetippt und damit der Zutatenliste hinzugefügt werden. Alternativ kann die Liste auch durch ein Foto des Kassenbons oder der nebeneinander platzierten Lebensmittel erstellt werden. Die Trefferquote dieser Kamerasuche überraschte uns positiv: Die meisten Lebensmittel wurden korrekt erkannt. Für jedes Foto wird Nutzer:innen ein Teil ihres wöchentlichen "KI-Guthabens" in Rechnung gestellt. Dies ist in der zahlungspflichtigen App-Version allerdings so großzügig bemessen, dass es sich nicht so schnell erschöpft.

Hat man sich erst einmal für die gewünschten Zutaten entschieden, kann die Rezeptsuche durch diverse Filter verfeinert werden. Hier kann die Kategorie (Hauptspeisen, Salate, Suppen, Aufläufe, Desserts und Cocktails) festgelegt werden, vegetarische oder vegane Optionen gewählt, auf Allergien und Unverträglichkeiten hingewiesen und zwischen einfachen und schweren Rezepten unterschieden werden. Wählt man den Suchmodus "Inspiration", schlägt Restegourmet auch Rezepte vor, für die gegebenenfalls Zutaten hinzugekauft werden müssen. Im Modus "Direkt loslegen" werden nur Kochideen angezeigt, die überwiegend oder ausschließlich mit den eigenen Vorräten gekocht werden können.

Auch ein Blick auf die laut Anbieter noch in der Entwicklung befindliche KI-Rezeptsuche lohnt sich. Die Sucheingabe ist identisch mit der oben beschriebenen Methode. In diesem Fall greift Restegourmet aber nicht auf eine bestehende Rezeptdatenbank oder Inhalte aus externen Quellen wie Blogs, Koch-Communitys und Onlineshops zurück, sondern kreiert individuelle Kochideen basierend auf den eingegebenen Zutaten. Dabei zeigt sich die hier eingesetzte Technologie als durchaus kreativ, was Rezeptideen aus abenteuerlichen Zutatenkombinationen betrifft. Etwas Sorgfalt bei der Zutatenauswahl und beim Gebrauch der Filter ist aber angebracht, denn die KI schreckt auch nicht davor zurück, mutmaßlich ungenießbare Gerichte als "köstliches Geschmackserlebnis" anzupreisen.

Verschiedene Funktionen der App "Restegourmet" zum ressourcensparenden Kochen
Der Wochenplan und das persönliche Kochbuch helfen dabei, den Überblick über die Lieblingsrezepte zu behalten. Einige KI-generierte Kochideen gehören aber nicht dazu. Überzeugend: Die per Foto der Lebensmittel oder des Kassenbons erstellte Zutatenliste. (Quelle: Screenshots)

Zusatzfunktionen als Salz in der Suppe

Die Gestaltung der App-eigenen und KI-generierten Rezepte erschien uns vorbildlich. Präzise formulierte und übersichtlich präsentierte Angaben zu Zutaten, Arbeitsschritten, Kochzeit und Kalorienangaben dürften die Erwartungen der meisten Verbraucher:innen erfüllen. Die in der Datenbank hinterlegten Fotos der Gerichte wirkten aussagekräftig und appetitlich. KI-Rezepte können nach Kriterien wie Plausibilität, Geschmackserlebnis und Qualität der Illustration bewertet und das Feedback an den Anbieter geschickt werden.

Lieblingsrezepte können favorisiert und dem digitalen Kochbuch hinzugefügt werden. Auch ein Wochenplan steht zur Verfügung, mittels dem man Gerichte einem Datum zuordnen und später in einer tabellarischen Übersicht abrufen kann. Auch hier ist das kostenpflichte Abo für Restegourmet quasi unverzichtbar, da in der kostenlosen Version nur maximal drei Rezepte in den Planer eingetragen werden können und dadurch viel Mehrwert verloren geht.

Positiv bewerten wir die in der App fast allgegenwärtige Möglichkeit, Hilfestellung zur Anwendung von Restegourmet zu erhalten und Feedback abzugeben. Schlüsselfunktionen werden optional mittels kleiner Infoboxen erklärt und ergänzen die bereits erwähnten Video-Tutorials und die Hilfeseite. Die Sprechblase unten rechts auf dem Screen führt zu einem Feedbackformular. Nur das App-eigene Blog konnte uns nicht überzeugen, finden sich darin doch neben informativen Tipps zum Thema Lebensmittelverschwendung und Hinweisen zu neuen Funktionen der App nur Kochempfehlungen, die zahlreiche werbliche Links enthalten und offenbar nicht (mehr?) regelmäßig aktualisiert werden.

Fazit

Restegourmet ist eine - in der Bezahlversion ab 1,99€ monatlich - überzeugende App zum klimafreundlichen und günstigen Kochen. Die kostenlose Basisvariante können wir aufgrund von Mängeln bei der Datensicherheit und dem durch Werbung negativ beeinträchtigen Nutzungserlebnis nicht empfehlen. Die in der Basisvariante regelmäßig abgespielten Werbevideos zeichnen sich zudem durch einen hohen Datenverbrauch aus, was weder gut für die eigene Emissionsbilanz noch für das mobile Datenguthaben ist. Immerhin: Über eine Filterfunktion in der Suche können externe Rezeptanbieter ausgeschlossen werden, auf deren Seiten unverhältnismäßig viel Werbung zu finden ist. In der Summe überwiegen die positiven Eindrücke der Premiumversion, nicht zuletzt durch Sorgfalt im Detail, das zufriedenstellende Nutzungserlebnis und den ökologischen wie finanziellen Mehrwert des Angebots.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert4 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit3 Sterne
Gesamtwertung*4 Sterne

* Die hier genannten Teilbewertungen sowie die Gesamtwertung beziehen sich ausdrücklich auf die kostenpflichtige Premiumversion der App.

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Ratgeber-Tipps

Familienküche
Wie „Familienküche“ ganz entspannt funktionieren kann – das zeigt der gleichnamige Ratgeber der Verbraucherzentrale. Er…
Ratgeber Einfach nachhaltig
Mehr Unabhängigkeit von Öl, Kohle und Gas. Der Abschied vom Verbrennungsmotor. Ein Aktionsprogramm zum natürlichen…
Grafische Darstellung einer Frau, die ungeduldig auf ihre Armbanduhr schaut. Rechts daneben befindet sich das Logo von Cleverbuy, darunter eine Grafik von einem Smartphone, von der ein roter Pfeil auf einen Stapel Euroscheine führt. Rechts daneben befindet sich ein großes, rotes Ausrufezeichen, in dem "Warnung" steht.

Warnung vor Cleverbuy: Auszahlung lässt auf sich warten

"Clever Technik kaufen und verkaufen" heißt es auf der Website der Ankaufplattform Cleverbuy. Gar nicht clever ist die oft lange Zeit, die verstreicht, bis Nutzer:innen ihr Geld für Smartphone und Co. ausgezahlt bekommen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt daher vor dem Anbieter.
Besorgt dreinblickender Mann, der auf seine Kreditkarte schaut, während er mit seinem Mobiltelefon spricht.

Der vzbv stellt fest: Banken tun nicht genug gegen Kontobetrug

Opfer von Kontobetrug bleiben in vielen Fällen auf dem Schaden sitzen, denn: Banken werfen ihnen grobe Fahrlässigkeit vor. Aus Sicht des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) müssten Banken jedoch mehr tun, um Verbraucher:innen zu schützen.

Ärger mit Strom-, Gas- und Fernwärmeverträgen

Viele Verbraucher:innen haben Preiserhöhungen für ihre Strom-, Gas- und Fernwärmeverträge oder die Kündigung erhalten. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Verbraucherzentralen klagen gegen mehrere Unternehmen wegen rechtswidrigen Verhaltens.