Spezialfall Käse
Käse ist eine wichtige Quelle für Calcium. Daher sollten Sie täglich Milchprodukte wie Käse zu sich nehmen. Der Calciumgehalt geht nicht in den Nutri-Score ein, hängt aber eng mit dem Proteingehalt zusammen. Daher wird bei Käse der Proteingehalt immer berücksichtigt, unabhängig von der Punktezahl der ungünstigen Inhaltsstoffe. So kann zum einen der Calciumgehalt indirekt berücksichtigt werden. Zum anderen lassen sich verschiedene Käsesorten so besser unterscheiden.
Spezialfall Fette
Auch für Fette und Öle gibt es eine spezielle Berechnung, denn sie würden sonst alle ein rotes E tragen. Der Nutri-Score berücksichtigt daher auch die Zusammensetzung der Fettsäuren innerhalb eines Fettes. Pflanzliche Öle mit einem hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus. Ein zu hoher Anteil gesättigter Fettsäuren, wie es oft in tierischen Produkten der Fall ist, kann das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöhen. Daher wird bei Fetten und Ölen bewertet, wie hoch der Anteil gesättigter Fettsäuren im Verhältnis zum Gesamtfettgehalt ist.

Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg
Das führt dazu, dass pflanzliche Öle wie Leinöl oder Walnussöl eine bessere Bewertung erhalten können als Produkte mit einem hohen Anteil gesättigter Fettsäuren, wie etwa Butter oder Kokosfett.
Spezialfall Getränke
Getränke werden nach einer anderen Berechnungsgrundlage bewertet: Die Abstufungen für den Energie- und Zuckergehalt sowie den Anteil von Obst und Gemüse sind bei Getränken niedriger als bei anderen Lebensmitteln. Das einzige Getränk, das ein dunkelgrünes A erhält, ist Wasser. Milch und Milchprodukte sowie Pflanzendrinks zählen bislang jedoch nicht zu den Getränken, sondern werden wie andere Lebensmittel berechnet.
Ende 2023 ändert sich das. Dann werden alle Lebensmittel, die getrunken werden, als Getränk bewertet. Neu hinzu kommt ebenfalls, dass Süßungsmittel berücksichtigt werden. Um Herstellern keinen Anreiz zu bieten, Zucker durch Süßungsmittel zu ersetzen, werden künftig "Negativ-Punkte" für Süßungsmittel vergeben. Im verlinkten PDF sehen Sie ab Seite 27, was sich ab Dezember 2023 für Getränke ändert.


Quellen: Verbraucherzentrale Hamburg
Was wird nicht mit dem Nutri-Score gekennzeichnet?
Der Nutri-Score wurde für den Bedarf der Gesamtbevölkerung entwickelt und eignet sich daher nicht für die Bedarfe spezieller Personengruppen. Für einige Lebensmittel wird der Nutri-Score deshalb nicht empfohlen. Dazu gehören:
- Säuglingsnahrung,
- Lebensmittel für Kinder von 0 bis 3 Jahren,
- Lebensmittel für medizinische Zwecke,
- Ersatzprodukte für Mahlzeiten,
- Lebensmittel, die als Sportlernahrung bezeichnet werden.
Manche Lebensmittel benötigen keine Nährwertkennzeichnung und damit auch keinen Nutri-Score. Dazu zählen:
- unverarbeitete Produkte die nur aus einer Zutat bestehen, etwa frisches Obst und Gemüse oder Fleischteilstücke,
- Kräuter, Gewürze, Salz und Salzsubstitute,
- Kaffeebohnen oder Tees,
- Aromen, Lebensmittelzusatz- oder Verarbeitungshilfsstoffe,
- Gelatine, Gelierhilfen, Hefe, Kaugummi.
Eine komplette Liste der Lebensmittel, die ihre Nährwerte nicht deklarieren und somit auch keinen Nutri-Score tragen müssen, finden Sie auf dieser Website.
Trotzdem gibt es auch Monoprodukte wie Milch, Zucker und Mehl mit einer Nährwerttabelle und einem Nutri-Score. Dies ist erlaubt, aber ein Vergleich zwischen beispielsweise verschiedenen Zuckerpackungen ist nicht sinnvoll.
Auch alkoholhaltige Getränke mit mehr als 1,2 Vol.-Prozent wie beispielweise Bier oder Wein fallen nicht in den Anwendungsbereich des Nutri-Score.
Das spricht für den Nutri-Score
- Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Max-Rubner-Instituts ist der Nutri-Score für Verbraucher:innen leicht verständlich. Die Farben erhöhen die Aufmerksamkeit und die Bewertung kann die Kaufentscheidung beeinflussen.
- Der Nutri Score ist gut vergleichbar, weil er sich wie die Nährwerttabelle auf 100 Gramm oder 100 Milliliter bezieht.
- Mit ihm lassen sich Lebensmittel innerhalb einer Produktgruppe oder Lebensmittel mit ähnlichem Verwendungszweck miteinander vergleichen.
- Beim Einkauf kann somit auf einen Blick zwischen günstig zusammengesetzten und weniger günstig zusammengesetzten Lebensmitteln unterschieden werden.
- Der Nutri-Score kann dazu beitragen, dass Hersteller ihre Rezepturen verändern und die Zusammensetzung ihrer Produkte verbessern.
- Der Algorithmus des Nutri-Score ist wissenschaftlich fundiert und wird von Wissenschaftler:innen geprüft und weiterentwickelt.
Das sind die Grenzen des Nutri-Score
- Der Nutri-Score stellt keine Nährstoffe einzeln dar. Diese sind weiterhin in der Nährwerttabelle zu finden, die Hersteller aufdrucken müssen.
- Der Nutri-Score berücksichtigt keine enthaltenen Aromen und Zusatzstoffe wie Konservierungsstoffe. Hier ist nach wie vor der Blick in die Zutatenliste nötig. Allerdings werden ab 31. Dezember 2023 für Süßungsmittel "Negativ-Punkte" vergeben. Registrierte Unternehmen haben bis Ende 2025 Zeit, die veränderte Berechnungsgrundlage umzusetzen.
- Für Lebensmittel, die unverarbeitet sind oder nur aus einer Zutat bestehen (zum Beispiel frisches Obst, Gemüse oder Honig), ist der Nutri-Score nicht sinnvoll und auch nicht gedacht. Er eignet sich vor allem für komplex zusammengesetzte und stark verarbeitete Lebensmittel.
- Schlechte Werte in manchen Bereichen lassen sich durch gute Werte in anderen ausgleichen. Ein Produkt mit gutem Nutri-Score muss nicht bei jedem einzelnen Inhaltsstoff gut abschneiden.
- Hersteller können ihre Produkte durch Rezepturveränderungen "schön rechnen". Besonders wenn sie an der Grenze zwischen zwei Stufen stehen, können bereits geringe Veränderungen zu einer besseren Bewertung führen. Es liegt in der Verantwortung der Hersteller, den Nutri-Score im Sinne der Sache zu nutzen.