Was steckt hinter der Werbung zu Lykopin?
Lykopin soll aufgrund seiner antioxidativen Eigenschaften zellprotektive Wirkung haben. So wird es mit dem Schutz von Herz, Augen und Prostata beworben. Zudem soll es die Haut vor schädlichen UV-Strahlen schützen und somit Alterungsprozessen vorbeugen. Für keine dieser Behauptungen gibt es gemäß Europäischer Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) ausreichend wissenschaftliche Belege. Daher setzen die Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, die Lykopin enthalten, ihren Produkten häufig noch andere Nährstoffe zu, für die gesundheitsbezogene Angaben erlaubt sind.
Lediglich für ein bestimmtes wasserlösliches Tomatenkonzentrat (Water Soluble Tomato Concentrate - WSTC I + II) ist die Werbeaussage "fördert die normale Blutplättchenaggregation und trägt zu einem gesunden Blutfluss bei" zugelassen. Produkte, die dieses wasserlösliche Tomatenkonzentrat enthalten, müssen zudem folgenden Verbraucherhinweis tragen: "Eine positive Wirkung ist nur zu erreichen, wenn täglich 3 g WSTC I oder 150 mg WSTC II als Nahrungsergänzungsmittel, zusammen mit einem Glas Wasser oder anderer Flüssigkeit, eingenommen werden."
In einzelnen Studien konnte ein Zusammenhang zwischen hohem Tomatenverzehr und verringertem Krebsrisiko vor allem für Prostata-, Lungen- und Magenkrebs nachgewiesen werden. Dabei unterdrücken Tomatenprodukte in der frühen Phase der Krebsentstehung die Umwandlung vorgeschädigter Zellen in Krebszellen. Die Einnahme von isoliertem Lykopin, wie es in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden ist, zeigte dagegen keinen Effekt. Unabhängig davon ist die krankheitsbezogene Werbung für Lebensmittel - und so auch für Nahrungsergänzungsmittel - generell verboten.
Was sollte ich bei der Verwendung Lykopin-haltiger Nahrungsergänzungsmittel beachten?
Lykopin gehört zu den sogenannten sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Mengenmäßige Zufuhrempfehlungen für die wünschenswerte Aufnahme von sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, so auch für Lykopin, gibt es bislang nicht. Eine Ausnahme bildet lediglich das Beta-Carotin (Vitamin A-Vorstufe). Der von der EFSA festgelegt Grenzwert für die vertretbare tägliche Gesamtaufnahme von Lykopin beträgt 0,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Dieser Wert kann von bestimmten Bevölkerungsgruppen (z.B. Vorschul- und Schulkindern), die große Mengen Lebensmittel, die Lykopin enthalten, zu sich nehmen, möglicherweise überschritten werden.
Von der langfristigen, hoch dosierten Zufuhr von isolierten Lykopin in Form von Tabletten, Kapseln & Co. würden wir Ihnen abraten, da negative gesundheitliche Effektr bei einer Aufnahme über den von der EFSA festgelegten Grenzwert hinaus nicht auszuschließen sind.
Was ist Lykopin?
Lykopin wird oftmals als "Tomaten-Vitamin" beworben, obwohl es sich dabei gar nicht um ein Vitamin handelt. Tatsächlich ist es ein Carotinoid (gelblich bis rötlicher Farbstoff). Zu den Lebensmitteln, die Lykopin enthalten, zählen vor allem Tomaten. Insgesamt macht das Lykopin etwa 90 % des Gesamt-Carotin-Gehaltes der Tomate aus und ist vorwiegend in der Schale zu finden. Gute Lykopin-Quellen sind bspw. Tomatenprodukte wie Tomatenmark, -suppen, -soßen und -saft. Zudem ist es in Wassermelonen, rosa Grapefruits, Papayas, Guaven und Hagebutten enthalten. In Deutschland liegt die Lykopin-Zufuhr durchschnittlich bei 1,3 mg pro Tag.
Lykopin ist hitzestabil, sodass ein Großteil beim Kochen (bis zu 90 %) erhalten bleibt. Zudem kann das Lykopin aus erhitzten und verarbeiteten Lebensmitteln besser vom Körper aufgenommen werden. So enthalten Konserventomaten fast die doppelte Menge an verfügbarem Lykopin (rund 10 mg/100 g) im Vergleich zu frischen Tomaten (5,8 mg/100 g). Die Fähigkeit des Körpers Lykopin aufzunehmen nimmt mit zunehmenden Alter ab.
Neben dem natürlich in Lebensmitteln vorkommenden Lykopin gibt es noch das als neuartige Lebensmittelzutat zugelassene Lykopin aus dem Pilz Blakeslea trispora sowie das synthetische Lykopin. Beide dürfen in Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt werden. Zusätzlich werden auch Gac-Öl-Kapseln aus der vietnamesischen Gac-Frucht als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Diese enthalten neben dem Lykopin noch Beta-Carotin.
Weiterhin ist Lykopin als Zusatzstoff E 160d in bestimmten Lebensmitteln zugelassen. So wird er zur Färbung z. B. von Pasteten, Fisch, Krustentieren, Fisch- und Fleischersatzprodukten eingesetzt. Dabei dürfen gesetzlich festgelegte Höchstmengen von 100-500 mg pro Kilogramm des entsprechenden Lebensmittels nicht überschritten werden. Die Verwendung von synthetischem Lykopin als Zusatzstoff ist verboten.