Orthomol Fertil plus

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Wie bewerten Sie die gesundheitlichen Risiken der Inhaltsstoffe von Orthomol Fertil plus?
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Frage

Meine Partnerin und ich überlegen derzeit die Familienplanung und sind von einer Ärztin auf Orthomol Fertil plus aufmerksam gemacht geworden. Teilweise sind die Vitamine sehr hoch dosiert (z.B. Vitamin E und Zink). Sind die Dosierungen problematisch oder gesundheitsschädlich? Wie steht es um die eher "exotischen" Inhaltsstoffe wie L-Carnitin, Q10, Lutein oder Lycopin? Mich würde die Risikobewertung dieses Cocktails interessieren.

Antwort

Orthomol Fertil plus ist ein Nahrungsergänzungsmittel für den Mann. Es soll lediglich fehlende Nährstoffe im täglichen Speiseplan auffangen. Eine besondere Wirkung mit Blick auf die Familienplanung sollten Sie sich davon nicht versprechen. Aber natürlich hat eine insgesamt ausgewogene Ernährung Einfluss auf die Spermienqualität.

Sie sollten sich daher fragen, warum Ihnen die Ärztin das Produkt empfohlen hat. Kennt sie Ihre Essgewohnheiten oder hat sie bei Ihnen eine Blutuntersuchung hinsichtlich Ihres Mikronährstoffstatus vorgenommen? Mehr dazu hier.

Vorsicht Überdosierung

Seit unserer ersten Bewertung vor drei Jahren hat sich die Dosierung einiger Inhaltsstoffe von Orthomol Fertil plus verbessert. Dennoch liegt die Tagesdosis für Vitamin E noch vierfach, Zink mehr als doppelt und Selen fast doppelt über den empfohlenen Höchstmengen des Bundesinstituts für Risikobewertung: Die Dosis macht das Gift. Bei Vitamin C, Vitamin B6 und Kupfer wird die Obergrenze erreicht.

Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich

Bei gleichzeitiger Einnahme mit Medikamenten kann es zu Wechselwirkungen kommen, die die Wirksamkeit der Arzneimittel beeinflussen: Hier gibt es eine Übersicht zu Wechselwirkungen, Nebenwirkungen, Gegenanzeigen der einzelnen Inhaltsstoffen.

So wird die Wirkung von Vitamin E durch gleichzeitige Einnahme von Eisenpräparaten vermindert. In Einzelfällen ist bei gleichzeitiger Einnahme von Blutgerinnungshemmern (Vitamin- K-Antagonisten, z.B. Marcumar) deren Wirksamkeit herabgesetzt. Sicherheitshalber sollte der Hausarzt immer über die Einnahme von Vitamin-E-Produkten, die mehr als 30 mg/Tag enthalten, informiert werden (Orthomol Fertil plus enthält 120 mg/Tag). Das gilt ganz besonders, wenn Erkrankungen vorliegen oder regelmäßig Medikamente eingenommen werden. Mehr zu Vitamin E.

Vorsicht bei der Einnahme von Vitamin D ist geboten, wenn Herzglycoside eingenommen werden. Mehr zu Vitamin D.

Zu hohe Einnahmen von Zink können negative Folgen haben. Das BfR empfiehlt bei Nahrungsergänzungsmitteln mit mehr als 3,5 mg/Tag (Orthomol Fertil plus enthält 15 mg/ Tag) einen Hinweis auf der Verpackung, dass auf die Einnahme weiterer zinkhaltiger Nahrungsergänzungsmittel verzichtet werden soll. Mehr zu Zink.

Überdosierungen mit Selen können zu neurologischen Störungen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Übelkeit und Durchfall führen. Mehr zu Selen.

Vor der Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln ist es wichtig zunächst zu klären, ob bei Ihnen überhaupt ein Vitamin- oder Mineralstoffmangel besteht, der die Einnahme des Nahrungsergänzungsmittels erfordert. Dies sollten Sie ärztlich abklären lassen.

Zu den weiteren Inhaltsstoffen:

  • L- Carnitin: wird vom Körper ausreichend selbst gebildet. Eine längere Einnahme senkt die körpereigene Produktion. Nebenwirkungen sind möglich. Hohe Dosen führen zu Durchfall, über längere Zeit kann L-Carnitin Arterien und Herz schädigen, auch ist Körpergeruch nach Fisch möglich. Mehr zu L-Carnitin.
     
  • ß-Carotin: Nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung aus 2021 ist die Versorgungslage mit zugesetztem Beta-Carotin aufgrund der Vielzahl angereicherter Lebensmittel fast zu hoch, so dass eine maximale Tagesdosis von 3,5 mg in Nahrungsergänzungsmitteln empfohlen wird. Wenn Sie rauchen, steigt mit der erhöhten isolierten Verwendung von Betacarotin das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Bis zu 15 mg Gesamtaufnahme (incl. Farbstoffe und Zusatzstoffe wie Antioxidantien) werden derzeit als sicher angesehen, auch wenn Sie viel rauchen. ß-Carotin kann problemlos über viele Gemüse- und Obstsorten aufgenommen werden.
     
  • Lutein: Besondere Vorsicht ist bei der Verwendung von Lutein-haltigen Kombiprodukten mit Beta-Carotin und anderen Vitaminen geboten. So kann es bei der Einnahme zu unerwünschten Wirkungen wie gelben Verfärbungen der Haut und Magen-Darm-Beschwerden (Schmerzen, Verstopfung, Blähungen) kommen. Zudem gibt es Hinweise, dass die Entstehung von Nierensteinen begünstigt und das Lungenkrebsrisiko, vor allem bei Rauchern, durch die Verwendung von Beta-Carotin / Lutein-Kombipräparaten erhöht wird. Es kann problemlos über die Nahrung zugeführt werden. Mehr zu Lutein.
     
  • Lykopin: die Datenlage zur Wirkung und Toxizität ist wie bei vielen anderen sekundären Pflanzenstoffen noch sehr dünn. Der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA festgelegte Grenzwert für die vertretbare tägliche Gesamtaufnahme von Lykopin beträgt 0,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Dieser Wert kann von bestimmten Bevölkerungsgruppen, die große Mengen Lebensmittel, die Lykopin enthalten, zu sich nehmen, möglicherweise überschritten werden. Eine gute natürliche Lycopinquelle sind vor allem (erhitzte) Tomaten. Mehr zu Lykopin.
     
  • Q10 (Coenzym Q10): wird vom menschlichen Organismus in ausreichendem Maße selbst hergestellt. Darüber hinaus wird es aber auch mit der Nahrung aufgenommen, z. B. durch Fleisch, Hülsenfrüchte oder Nüsse. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht halten wir es nicht für notwendig, Q10 zusätzlich über Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen. Bei einer täglichen Aufnahmemenge von bis zu 30 mg sind laut BfR keine gesundheitlichen Nachteile zu befürchten. Die Dosierung in Orthomol Fertil plus liegt mit 15 mg also im unkritischen Bereich. Coenzym 10 ähnelt vom Aufbau her dem fettlöslichen Vitamin K und kann wie dieses die Blutgerinnung beeinflussen. Nehmen Sie also bereits Vitamin K ein, kann die Blutgerinnung verstärkt werden. Mehr zu Q10.

 

Zum Weiterlesen:

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