Klimaschutz: kompakt und aktuell

Ob individuelle Lösungen für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit, digitale Hilfestellungen oder neueste wissenschaftliche Erkenntnisse – diese Rubrik informiert Verbraucher:innen über aktuelle Klimaschutz-Themen.
Eine Glühbirne steht in einer Landschaft

Einige wichtige und aktuelle Informationen zu Neuerungen, die auch im Zusammenhang mit Klimaschutz stehen, und welche Auswirkungen das auf Sie hat, werden hier erläutert. Ein Beispiel ist der Wegfall der EEG-Umlage und die Änderungen, die sich daraus für PV-Anlagen ergeben, denn hier können Verbraucher:innen durch die Nutzung von Erneuerbaren Energien viel für den Klimaschutz und für die Unabhängigkeit von steigenden Energiekosten tun. Dazu finden Sie z.B. in unserem Artikel „EEG 2023: Das ändert sich für Photovoltaik-Anlagen“ mehr Informationen. In der Klimaschutz-Debatte gibt es zahlreiche aktuelle Diskussionen, die unter anderem daraus entstehen, dass sich durch die Energiekrise auch die Notwendigkeit zur Umstellung auf erneuerbare Energien verschärft. Neben vielen Forderungen, die dem Klimaschutz entgegen stehen und erneut hohe Energiekosten für die Verbraucher:innen entstehen lassen können, gibt es jedoch auch einfache Ansätze, die helfen können, Energie zu sparen und gegen den Klimawandel aktiv zu werden. Zur Erinnerung: der CO2-Fußabdruck jedes Menschen berechnet, wie viele klimaschädliche Treibhausgase durch seinen Lebensstil entstehen.

On

Climapps – Das Testportal der Verbraucherzentralen für Klimaschutz-Apps

Ob zur Reduzierung des eigenen CO2-Fußabdrucks oder für den umweltbewussten Konsum im Alltag – Smartphone-Apps können einen maßgeblichen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Im neuen Online-Portal „CliMapps“ können sich Verbraucher:innen rund um Apps zum Thema Klimaschutz informieren. In Testberichten wird aufgezeigt, welche Maßnahmen im Alltag wirklich eine wichtige Rolle zur Senkung der eigenen CO2-Bilanz spielen. Dabei stehen kleine und spielerische Hilfestellungen für den Alltag ebenso im Fokus, wie Apps, die ein großes Umdenken individueller Gewohnheiten bei Ernährung, Mobilität, Energieverbrauch und Konsum bewirken möchten.

Herzstück der Datenbank sind die App-Testberichte. Hier werden Apps auf ihre Nutzerfreundlichkeit und Effizienz für die jeweilige Zielgruppe getestet. Gleichzeitig werden alle Apps auf Verbraucherschutz-relevante Aspekte gecheckt. Dazu gehören zum Beispiel die Einhaltung geltender Datenschutzrichtlinien, die Seriosität der Anbieter und der Schutz vor Abofallen. Neben den nützlichen und rechtlichen Aspekten liegt ein besonderes Augenmerk aber auch auf den Kriterien Spaß und Motivation – was unter dem Stichwort Gamification zusammengefasst werden kann: Das Anzeigen der Highscores und andere unterhaltende Elemente spielen in vielen Klimaschutz-Apps eine wichtige Rolle, um die Nutzer:innen langfristig zu motivieren.

Die CliMapps-Datenbank mit Testberichten und Wissensartikeln wird stetig erweitert und schafft somit einen umfassenden Marktüberblick über Klimaschutz-Apps von gemeinnützigen und kommerziellen Anbietern. Im Rahmen des Projekts „Smart fürs Klima“ wurde auch eine Podcast-Folge produziert: Im Expertengespräch beantwortet Luca Kohlmetz (Verbraucherzentrale NRW) grundsätzliche Fragen rund um Klimawandel und Klimaschutz. Unter anderem geht es um Klimawandel in Politik und Medien, die Definition von klimaschädlichen Emissionen und den Wirkungsgrad von kleinen und großen Maßnahmen zur Senkung des individuellen CO2-Fußabdrucks.

 

CO2-Fußabdruck und das Gebäudeenergiegesetz

Ziel ist es, beim Heizen mehr erneuerbare Energien einzusetzen, und so den gesetzlich festgelegten Klimaschutzzielen Deutschlands gerecht zu werden. Bezogen auf den Klimaschutz heißt das vereinfacht: es soll weniger CO2 erzeugt werden, um die menschengemachte Erderwärmung zu verlangsamen.
Der aktuelle durchschnittliche Fußabdruck der Deutschen beträgt dabei etwa 10,34 t/Jahr. Allerdings muss berücksichtigt werden: die reichsten 10% aller Erdbürger:innen verursachen 50 % der Treibhausgase (THG), die reichsten 1 % verursachen 17 % der THG, und diese Menschen haben einen CO2 - Fußabdruck von über 48 t pro Jahr!

Im deutschen Durchschnitt hat das Wohnen, also die Energie, die für das Heizen erzeugt wird, einen Anteil von etwa 19 %, und zwar ohne Strom, der bisher seltener zum Heizen genutzt wird. Auch, wenn früher das Heizen mit Erdgas als besonders sauber bezeichnet wurde: bei der Verbrennung von Erdgas entstehen Treibhausgase, also CO2 und andere „CO2-äquivalente“ Gase, also ähnlich wirkende Gase. Um das zu verhindern, müssen erneuerbare Energien eingesetzt werden, d.h., Öl und Erdgas sollten zukünftig nicht mehr zum Heizen oder zur Warmwassererzeugung eingesetzt werden. Bereits jetzt, also durch das aktuell geltende Gebäudeenergiegesetz ist geregelt, dass bestimmte Heizkessel (mit Ausnahmen) ausgetauscht werden müssen. Dies betrifft Öl- und Gas-Heizkessel, die älter als 30 Jahre sind. Andere neuere Heizkessel, also Brennwert- und Niedertemperaturkessel, sind im Moment davon nicht betroffen. Alle Details haben wir hier zusammengefasst.

Wie genau hängen die Heizform und der sogenannte CO2-Fußabdruck zusammen?
Bisher wird in Deutschland überwiegend mit Erdgas und Öl geheizt, und beides wird importiert, d.h., sowohl bei ihrer Förderung (im Ausland) als auch bei ihrer Verbrennung (im Inland) entstehen Treibhausgase. Bezogen auf den CO2- Fußabdruck eines einzelnen Menschen in Deutschland entstehen dadurch im Durchschnitt etwa 2 t/Jahr, und das bei etwa 10,3 t/Jahr Gesamtfußabdruck. Allerdings ist das sehr stark davon abhängig, wie wir leben, wohnen und auch heizen. Wenn Sie es genauer wissen wollen, hilft der UBA-CO2-Rechner, heraus zu finden, welchen Fußabdruck Sie haben. Auch die Recherche der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zu diesem Thema zeigt, wie unterschiedlich die CO2-Fußabdrücke je nach Lebenssituation sind. Stark vereinfacht: je höher das Einkommen, je größer der Konsum, je größer der Fußabdruck, umso deutlicher wird der Effekt auch bei der Wohnsituation sichtbar.

Fakten Wohnen und Heizen
Etwa zwei Drittel des Energieverbrauchs in deutschen Wohnungen wird zur Erzeugung von Raumwärme eingesetzt. Alles andere, wie etwa die Erzeugung von Warmwasser oder die Nutzung von Strom (z.B. zum Kochen, für Licht usw.), hat einen wesentlich geringeren Anteil am Energieverbrauch. In Deutschland sind nach dem aktuellen Gebäudereport der DENA 2023 die Anzahl der Wohneinheiten in Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern fast gleich verteilt, und etwas  33% davon sind 2-Personenhaushalte. Allerdings sind die Größen der Wohneinheiten in Einfamilienhäusern wesentlich höher, so dass der Fußabdruck der Bewohnerinnen in der Regel größer ist. Diese Wohneinheiten sind in Einfamilienhäusern etwa 150 qm groß, während Wohnungen in Mehrfamilienhäusern oft nur etwa halb so groß sind. Gleichzeitig werden Wohnungen in Mehrfamilienhäusern hääufig von mehr Personen je qm Fläche bewohnt. Den über 18 Millionen Gas- und Ölheizungen stehen dabei etwa 1 Million Wärmepumpen in Deutschland gegenüber. In anderen Ländern, z.B. Norwegen, ist deren Anteil wesentlich höher. Wie jede Technologie, haben sich auch die Wärmepumpen weiterentwickelt. Das führt dazu, dass sie mittlerweile auch in Wohneinheiten eingesetzt werden können, die keine Fußbodenheizung haben. Entscheidend ist die notwendige Vorlauftemperatur des Heizkessels und der Energiebedarf der einzelnen Räume. Oft reicht auch ein Austausch von einzelnen Heizkörpern, um eine Wärmepumpe einsetzen zu können. Mehr dazu finden Sie hier.

Einige Beispiele machen sichtbar, wie groß die Unterschiede sein können.

Berechnungsgrundlage: Einfamilienhaus 2 Personen, 130 qm, Baujahr 1985, Energiebedarf für die Wärme 25.000 kWh, Nutzung Heizung 20 Jahre

Berechnung für eine neue Gasheizung

Anschaffung: 13.000 Euro (keine Förderung möglich)
Gaspreis: 0,13 Euro pro kWh (inkl. CO2-Bepreisung)
Gaskosten für 20 Jahre: 25.000 kWh x 20 Jahre x 0,13 Euro = 65.000 Euro

  • Gesamtkosten für 20 Jahre: 13.000 Euro + 65.000 Euro = 78.000 Euro
  • CO2-Fußabdruck: 3,1 t pro Jahr pro Person

 

Berechnung für eine neue Wärmepumpe

Anschaffung: 24.000 Euro (40.000 Euro minus ca. 16.000 Euro Förderung)
Jahresarbeitszahl: 3
Stromkosten: 0,28 Euro pro kWh
Stromverbrauch für 20 Jahre: 25.000 kWh x 20 Jahre / 3 =
167.000 kWh
Stromkosten für 20 Jahre: 167.000 kWh x 0,28 Euro = 46.700 Euro

  • Gesamtkosten für 20 Jahre: 24.000 Euro + 46.700 Euro = 70.700 Euro
  • CO2-Fußabdruck: 0,84 t pro Jahr pro Person

 

Fallbeispiel „ÖL“

  • Vorhandene Ölheizung: 5,2 t CO2 pro Jahr und Person, wenn auch das warme Wasser über den Heizkessel erzeugt wird.
  • Neue Ölheizung: wird hier nicht betrachtet, wegen des hohen CO2-Fußabdrucks

 

Zusammenfassend kann festgehalten werden:

  • gegenüber der Gasheizung kann eine neue Wärmepumpe in unserem Beispiel gut 7.000 € insgesamt in 20 Jahren, oder 350 € pro Jahr einsparen, vorausgesetzt, der Gaspreis bleibt unverändert (damit ist nicht zu rechnen);
  • der CO2-Fußabdruck ist in unserem Beispiel im Vergleich bei der Wärmepumpe um 2,26 t pro Jahr und pro Person niedriger als bei der Gasheizung; bezogen auf einen durchschnittlichen deutschen Durchschnitt von 10,34 t ist das eine Reduzierung um über 20 %.

Bei allen Diskussionen über Veränderungen muss klar sein: Gaspreise werden in den nächsten Jahren weiter steigen, alleine durch den CO2-Emissionshandel, der zu steigenden Kosten führt. Hinter dem vollständigen Verzicht auf die ordnungsrechtlichen Maßnahmen wie das Gebäudeenergiegesetz, der von einigen gefordert wird, verbirgt sich gleichzeitig die Idee, dass der stetig steigende CO2-Preis das Erdgas so verteuert, dass der Markt den Umstieg auf neue Heizkessel „selbst regelt“. Das müsste gleichzeitig zu einem sofortigen und bedeutenden Anstieg der Gaspreise führen, um die gleiche Wirkung wie das Ordnungsrecht zu entfalten. Für Verbraucher:innen, die keinen Einfluss auf die Wahl ihres Heizsystems haben, weil sie zur Miete wohnen, zu alt sind oder gar kein Kapital haben, wäre das wohl die schlechteste „freie“ Wahl.

Entwicklung der Gas- und Strompreise…teure Heizung mit Gas?

Durch die nun vorgesehene Änderung des GEG wird es in vielen Fällen bis Ende 2044 weiterhin möglich sein, mit Erdgas zu heizen. Das könnte dazu führen, dass Verbraucher:innen jetzt noch eine Erdgasheizung einbauen lassen, weil sie die kompletten finanziellen Konsequenzen nicht kennen. Da jedoch kurz- und mittelfristig mit steigenden Erdgaspreisen zu rechnen ist, und der Heizkessel dann bis 2045 erneut getauscht werden müsste, wäre dies eine Investition mit finanziell besonders negativen Folgen und mit einer schlechten „Klimabilanz“ für die Bewohner:innen.

 

klimaschutz

Steigt die CO2-Steuer "zu stark" an?

Die CO2-Abgabe soll dazu führen, dass fossile Energie teurer und weniger genutzt wird, damit Deutschland seine Klimaschutzziele einhält. Also: weniger Verbrennerfahrzeuge nutzen, weniger mit Gas, Kohle oder Öl heizen, weniger fossile Brennstoffe in der Industrie nutzen…so können Treibhausgase vermieden und die Erderwärmung aufgehalten werden. Für das Jahr 2024 wurde die ursprünglich festgelegte Steigerung, also eine Erhöhung auf 45 € in 2024 umgesetzt, nachdem die Erhöhung für das Jahr 2023 wegen der Gaskrise ganz ausgesetzt wurde.
Für einige ist diese "Marktsteuerung" über CO2-Preise oder Emissionszertifikate als Anreiz ein besserer Weg, als Klimaschutzziele über Verbote oder Pflichten durchzusetzen. Im Moment wird versucht, über eine moderate CO2-Abgabe und verschiedene Gesetzesänderungen, beides zu tun, und so einen Mittelweg zu finden. Wenn wir wirklich unsere Klimaschutzziele nur über diesen Weg erreichen wollten, müsste diese Abgabe tatsächlich wesentlich höher sein! Berechnungen des Umweltbundesamtes kommen bereits im Jahr 2024 auf Klimakosten in Höhe von 237 € pro Tonne CO2 das Mercator-Institut sogar auf Preise von 400 € pro Tonne CO2.

Mit einer Reduzierung der eigenen PKW-Fahrten um 15.000 km/Jahr, etwa durch Abschaffung des Zweitwagens, den Umstieg auf Fahrrad und ÖPNV, und den Verzicht auf wenige Flugstunden lassen sich bereits mehrere tausend Euro im Jahr an Kosten und etwa 3,7 t CO2 pro Person einsparen. In unserer Recherche „Zeigt her eure CO2-Füße“ finden Sie weitere Details. Der Gesamt-CO2-Fußabdruck in Deutschland liegt 2024 bei durchschnittlich 10,3 t pro Person. Die Mehrkosten durch die CO2-Abgabe liegen bei dieser Fahrleistung und einem Durchschnittsverbrauch von 7l/100 km nur bei etwa 170 € pro Jahr, wenn wir von 55 € pro Tonne CO2 ausgehen. Bei einem Preis von 300 €, der dann ohne weitere Regelungen und "Verbote" auskommen sollte, müssten bei der gleichen Fahrleistung nach unserer Schätzung ca. 900 € pro Jahr alleine für die CO2-Abgabe gezahlt werden, mit steigender Tendenz. Und: 2022 wurde die EEG-Umlage abgeschafft, um Verbraucher:innen zu entlasten. Weiterhin sollen wird durch das bisher nicht umgesetzte Klimageld und Förderungen, wie etwa für Sanierungsmaßnahmen entlastet werden, so dass ein sozialer Ausgleich gewährleistet werden soll.

 

Klimasabotage?

Wenn es um Klimaschutz geht, wird viel und intensiv diskutiert, wie sich unsere Lebensgewohnheiten und die rechtliche Lage ändern muss, damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreicht und wir dazu beitragen, die Erderwärmung zu begrenzen. Immer wieder wird damit argumentiert, dass die Bürger:innen selbst diesen Prozess beeinflussen können. Das stimmt jedoch nur zum Teil: am Beispiel „Emissionen bei internationalen Flügen“, die ab etwa 3500 km als Langstreckenflüge bezeichnet werden, wird dies nun nochmals deutlich.

Der Emissionszertifikate-Handel der EU führt dazu, dass Prozesse, die CO2 und andere Treibhausgase entstehen lassen, teurer werden. Das bedeutet, dass bestimmte Unternehmen, also Energie- und Industrieanlagen, Emissionszertifikate kaufen müssen. Da die Zahl der Zertifikate, die am Handel vorhanden sind, begrenzt ist, und weiter reduziert werden sollen, soll dies langfristig dazu führen, dass z.B. Öl und Gas oder die Energieerzeugung daraus so teuer wird, dass diese klimaschädlichen Prozesse reduziert werden. Im europäischen Emissionshandel sind die Emissionen durch den Flugverkehr, den Autoverkehr oder den Energieverbrauch in Gebäuden aber bisher nicht enthalten.

Dieser Emissionszertifikate-Handel wird nun in Europa auf den Flugverkehr erweitert. Leider sind davon jedoch internationale Flüge ausgenommen, obwohl Flüge mit einer Entfernung von über 1000 km aufgrund ihrer Flughöhe besonders klimaschädlich sind. In unserer Recherche wurde deutlich, dass ein transkontinentaler Flug im Jahr von etwa 12 h Flugzeit (einfache Strecke) laut UBA-CO2-Rechner bereits 4t für den Hin- und Rückflug und damit fast die Hälfte des derzeitigen durchschnittlichen deutschen CO2-Fußabdrucks von etwa 10,3 t/Jahr ausmacht. Zum Vergleich: ein Hin- und Rückflug von Frankfurt nach New York führt bereits zu klimaschädlichen Emissionen in Höhe von 3,6 t, nach Bangkok zu mehr als 6 t, nach Bali sogar mehr als 10 t. Wenn Verbraucher:innen diese Flüge nicht oder seltener nutzen, kann hier der eigene Fußabdruck deutlich gesenkt werden.

In der neuen Serie der TAZ „Klimasabotage“ lassen sich diese und andere Beispiele nachlesen, in dem ganz offensichtlich eine starke Lobbyarbeit dafür sorgt, dass notwendige politische Entscheidungen blockiert werden. Dazu gehören neben der „Airline-Lobby“ u.a. auch die rechtlichen Rahmenbedingungen, die die Nutzung von Erdgas deutlich vermindern sollten.

 

'klimaneutral fliegen' bedeutet, nicht zu fliegen!

Zwei Fakten: Fliegen produziert CO2, insgesamt 3,1 % aller globalen Treibhausgase (CO2 u.a.). Zwei Drittel der Klimaschädlichkeit entstehen aber durch andere Effekte, wie etwa den Ausstoß von Wasserdampf. Der führt durch die Entstehung von Kondensstreifen und Wolken zu einer weit höheren Klimaschädlichkeit, daher reicht es nicht, CO2 durch neue Antriebsarten oder Treibstoffe im Flugzeug zu reduzieren.


Wie können wir also „besser“ fliegen? Eine Möglichkeit wird es sein, nach und nach sogenannte E-Fuels zu nutzen, und diese bereits jetzt den Flugkraftstoffen beizumischen, wie es jetzt von der EU beschlossen wird. Grüner Wasserstoff wird zukünftig nutzbar werden, und auch elektrische Antriebe sind teilweise denkbar. Weitere Maßnahmen, wie etwas das sogenannte Rerouting, vermindern auch die Klimaschädlichkeit der sonstigen Faktoren, die ohnehin wesentlich kurzlebiger in ihren Auswirkungen sind, wie der CO2-Ausstoß.
Allerdings wären laut einer Studie in der Nature 61% aller Emissionen des Flugverkehrs durch weniger Fliegen vermeidbar. Weitere 27% sind dann durch eine verbesserte Energieeffizienz, also einen Ersatz der fossilen Treibstoffe, zu erreichen, wobei diese Maßnahmen durchaus (noch) umstritten bleiben. Aber was geht denn heute schon? Flugkompensation ist eine Möglichkeit, wenn beachtet wird, dass die Kompensationsmaßnahmen dem „Goldstandard“ entsprechen. Billige Zertifikate, die heute von Fluggesellschaften gekauft werden, also z.B. sogenannte Waldzertifikate, helfen aber nicht auf dem Weg zur Klimaneutralität. Am besten ist es also, nur noch so wenig wie möglich zu fliegen, also z.B. Europaflüge ganz zu vermeiden, und Fernreisen seltener zu unternehmen. Dadurch wird eine Reise auch ein besonderes Erlebnis, denn das ist sie global betrachtet auch. Ein weiterer Fakt dazu: 50 % aller Flüge werden von nur 1 % aller Menschen auf der Erde gebucht. Und wer viel CO2 produziert, ist auch dazu in der Lage, viel einzusparen.


Trotzdem: politisches Umdenken und die Abschaffung der Subventionierung des Flugverkehrs, wie etwa durch das bisher steuerfreien Kerosins (und die Einführung einer erhöhten Besteuerung) sind unverzichtbare Aspekte bei der Vermeidung der Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs…das können Verbraucher:innen nicht leisten.
Das Fazit für Verbraucherinnen lautet also: Flüge so viel wie möglich vermeiden, und unvermeidbare Flüge sinnvoll kompensieren! Das schont die Umwelt und den Geldbeutel, denn Flüge werden durch die beschlossenen Klimaziele sicher teurer werden.

 

Zeigt her eure CO 2-Füsse

Gleichzeitig werden sich in vielen Fällen dadurch auch die Energiekosten und andere Kosten vermindern, wie die Recherche „Zeigt her eure CO2-Füße“ der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz gezeigt hat. Neben dringend notwendigen politischen Rahmenbedingungen ist es also gut, sich darüber klar zu werden, dass der Klimawandel ein komplexes Thema ist, und das hier „alles mit allem“ zusammenhängt. Unser eigenes Handeln, also Konsum, Mobilität, Ernährung usw. hat dabei regional und global große Auswirkungen. Hier geht es um das gesamte „klimarelevante System“, z.B. aus weltweiten Wasserspeichern, wie etwa den Gletschern, um Wetterlagen, die lange anhalten, mit Hitzewellen und Dürren, ansteigende Wasserspiegel in Ländern, deren ärmere Einwohner kaum zum CO2-Ausstoß beitragen, usw.

 

Was bedeutet der Klimawandel konkret für Verbraucher:innen?

Letztendlich bekommen wir alle die Auswirkungen des Klimawandels zu spüren. Es gibt bereits jetzt in Deutschland zahlreiche Haushalte, die sich keine Flugreisen und auch keinen PKW leisten können, wenig CO2 erzeugen und mit einer Wohnung auf dem Land auf einen gut organisierten und bezahlbaren öffentlichen Personennahverkehr angewiesen wären. Hier gibt es auch Möglichkeiten zur Einsparung. Auf unserer Seite „Energiepreiskrise-Informationen und Beratungsangebote“ finden sich zahlreiche Tipps, wie Sie sowohl CO2 und Kosten einsparen. In Zeiten steigender Energiepreise für viele ein wichtiger Aspekt! Besonders diejenigen, die über ein besseres Haushaltseinkommen verfügen, und einen höheren Fußabdruck haben, haben zahlreiche Möglichkeiten, ihre CO2-Fußabdrücke zu verringern.

suv

Einige wichtige Beispiele:

Wohnfläche
Die Wohnfläche, z.B. in Einfamilienhäusern, die nach dem Auszug der Kinder viel „zu groß“ geworden sind (siehe das „Postkarten-Quiz“ der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz), hat einen großen Einfluss auf den Fußabdruck. Hier hilft eine Reduzierung, wenn etwa eine Einliegerwohnung abgetrennt wird, oder die gemeinsame Nutzung von Wohnraum mit anderen.

PKW-Nutzung
Die Kosten eines Mittelklasse-PKW’s betragen mehr als eine halbe Million €, wenn wir davon ausgehen, dass Sie ein derartiges oder ähnliches Fahrzeug über 60 Jahre hinweg besitzen und nutzen. Wer z.B. bei einer PKW-Nutzung von 15.000 km alle Wege unter 5 km mit dem Fahrrad zurücklegt, anstatt mit dem PKW zu fahren, kann dadurch im Durchschnitt jährlich 0,7 t CO2 und über 1200 € sparen. Bei der Fahrleistung lassen bei Verzicht auf den PKW laut einer beispielhaften Rechnung aus dem Jahr 2022 bereits 3,7 t CO2 und 6400 € einsparen. Insbesondere auch die Nutzung von mehreren PKW’s in einem Haushalt können auch dann einen höheren CO2-Fußabdruck entstehen lassen, wenn die Fahrzeuge nur gelegentlich genutzt werden, denn hier entstehen bereits bei der Produktion klimaschädliche Emissionen.

kf

Langstreckenflüge

Auch der Verzicht auf Langstreckenflüge (z.B. Reduktion auf 1 Flug alle 2 Jahre anstelle eines Fluges jährlich) kann erheblich zur Einsparung beitragen. Mit dem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes (UBA) lassen sich die Ergebnisse dieser Veränderungen, bezogen auf den CO2-Fußabdruck, sehr einfach berechnen. Es sind Flüge, bei denen schnell 4 t CO2 und mehr pro Person entstehen.
 

Achtung Goldstandard!
Eine Kompensation dieser Flüge kann hilfreich sein, dabei muss jedoch auf den sogenannten Goldstandard bei diesen Angeboten geachtet werden. Gleichzeitig ist die Kompensation nur die dritte Wahl, denn an erster Stelle steht immer die Vermeidung, die sofort zur Reduzierung des Fußabdrucks führt, dann kommt die Reduktion durch verändertes Verhalten, und danach sollten Kompensationen genutzt werden. Kompensationsmaßnahmen helfen langfristig, Emissionen zu verringern, sind also eine Investition in die Zukunft.
 

Ernährung und Planetary Health Diet

Die Planetary Health Diet der "Eat Lancet Commission", einem internationalen Team aus Forscher:innen, hat dazu einen speziellen Speiseplan entworfen und das Ergebnis im Januar 2019 in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. "EAT" ist eine gemeinnützige wissenschaftliche Organisation in Oslo, die sich mit der globalen Ernährung beschäftigt. Bei diesem Ernährungsplan wird vor allem Wert auf eine fleischarme und milcharme Ernährung gelegt. So wird das Steak eher zum „Sonntagsbraten“, und auch Butter, Käse und Milch werden nur in reduziertem Umgang genossen. Global betrachtet muss sich gleichzeitig der Verzehr von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen verdoppeln, um alle Menschen gesund und klimagerecht zu ernähren. Noch größere Wirkungen hat die Umstellung auf vegetarische oder vegane Ernährung. Durch diese sogenannte Planetary Health Diet können wir viel CO2 sparen, und gleichzeitig auch zu einer finanziellen Entlastung kommen. In einer der oben genannten Recherche „Zeigt her eure CO2-Füße“ wurden auch die Veränderungen betrachtet, die sich aus einem anderen Ernährungsverhalten ergeben. Marco Springmann, der an der Universität in Oxford zu diesem Thema forscht, wird dazu in diesem Podcast interviewt, und erklärt die notwendigen und flexiblen Veränderungen in der Ernährung dort etwas ausführlicher und gut verständlich. Für die Recherche wurden auch die Ergebnisse einer Veröffentlichung zu den Kosten der Planetary Health Diet von Marco Springmann genutzt. Die sogenannten "true Costs" der Ernährung, die auch die Folgekosten der klimaschädlichen Ernährung beinhalten, sind dabei noch nicht berücksichtigt. Dazu gibt es u.a. hier weitere Erklärungen.

Eine Studie durch das Öko-Institut kommt zu dem Ergebnis, dass durch die Umstellung der Landwirtschaft, die sich aus der Plantary Health Diet ergeben müsste, die klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft fast komplett kompensiert würden. Dazu können Verbraucher:innen durch ihr Verhalten jetzt schon beitragen.

Es gibt Berechnungen, die untersuchen, was passieren würde, wenn die Menschen in Nordamerika und in Europa etwa 10 Maßnahmen zur CO2-Verminderung durchführen. Dazu gehört u.a. das Duschen (statt Baden), aber auch Verzicht auf PKW-Fahrten und Flüge, sowie das Abweichen von einer fleischbasierten Ernährung. Im Ergebnis wäre die Reduktion so groß, dass sich die Veränderung des Klimas auf eine Temperatur von unter 2 Grad begrenzen lassen würde. Mit zusätzlicher Kompensation könnten alle Klimaschutzziele erreicht werden!

 

Earth for all

Earth4all ist eine Initiative, die unter Federführung des „Club of Rome“ einen neuen Bericht zur Klimakrise veröffentlicht hat. Basis ist der erste Bericht des Club of Rome aus dem Jahr 1972. Dieser „Survivalguide für den Planeten“ enthält Forderungen, die unsere Welt aus der Klimakrise führen können. Anders als viele andere Pläne, wie etwa der EU-Green-Deal, wird hier in Frage gestellt, ob sich eine ständig wachsende Wirtschaft mit dem Erhalt des Planeten bei zumutbaren Lebensbedingungen verträgt. Es wird festgehalten, dass die bisherige Politik des Wirtschaftswachstums Auswirkungen auf unseren Planeten in einem bisher nie gekannten Ausmaß erreicht hat. Dabei wird das Konzept des nachhaltigen Wirtschaftens als eine weitere ökologischere Variante des bisherigen Wirtschaftswachstums gesehen. Das, obwohl wissenschaftlich bereits seit dem ersten Bericht vor 50 Jahren anerkannt ist, dass diese Art des Wachstums nicht unbegrenzt fortgesetzt werden kann, denn der Planet hat Grenzen.

Earth for all

Allerdings sehen die Wissenschaftler:innen immer noch einen Ausweg aus der Klimakrise. Als Lösung werden fünf "Kehrtwenden" vorgeschlagen. So könnte dem Bericht zufolge die Erderwärmung unterhalb der Zwei-Grad-Marke bleiben.

  • Armutskehrtwende: Beendigung der Armut in einkommensschwachen Ländern
  • Ungleichheitskehrtwende: Beseitigung der Einkommensungleichheit
  • Geschlechtergerechtigkeitskehrtwende: Stärkung der Frauen
  • Ernährungskehrtwende: gesunde Ernährung für alle bei Schutz der Böden und Ökosysteme
  • Energiekehrtwende: Einsatz sauberer Energie (Halbierung der Emissionen etwa alle 10 Jahre)

Der aktuelle Bericht bietet eine Art eine politische Gebrauchsanweisung bzw. politische Fahrpläne für Veränderungen in den fünf wesentliche Handlungsfelder, die aus Sicht der Autor:innen machbar und auch finanzierbar sind. Der wesentliche Kern dieses „Survivalguides“ ist die Einstellung, dass es global ein politisches Umdenken geben muss, um diese Welt zu erhalten und zumutbare Lebensbedingungen für alle zu erhalten. Frei interpretiert bedeutet das: nicht die zufällige Geburt an einem Ort auf diesem Globus entscheidet darüber, wie wir leben, sondern die Ressourcen dieser Erde werden gerecht verteilt und in den gegebenen Grenzen genutzt. Dabei werden zwei Szenarien betrachtet. Ein Szenario geht davon aus, dass das derzeitige Wirtschafts- bzw. Politiksystem beibehalten wird.

Zum Anhören:

"Earth for all. Ein Survivalguide für unseren Planeten. Bericht an den Club of Rome." - eine Episode aus dem Podcast "Die guten Seiten der Zukunft" des Oekom Verlags.

Audio laden: Erst wenn Sie auf "Inhalte anzeigen" klicken, wird eine Verbindung hergestellt und Daten werden übermittelt.

Das andere Szenarium zeigt die positiven Folgen einer Veränderung in den genannten Handlungsfeldern auf. Dabei ist u.a. folgender Gedanke entscheidend: es muss eine Umverteilung von Reichtum geben. Das bedeutet aus Sicht der Autoren, dass die Reichsten 10 % der Welt nur noch über 40% des Nationaleinkommens verfügen dürften.

Fußabdruck

Drastische Erhöhung des "materiellen Fußabdrucks" (Materialverbrauch und damit auch CO2-Ausstoß) bei den Menschen mit höherem Einkommen zwischen 1990 und 2017 

Eine umfassende Energiewende kann dabei nur dann gelingen, wenn wir global auf Erneuerbare Energien setzen. Dazu muss verhindert werden, dass in Entwicklungsländern dieselben alten Fehler gemacht werden, und wieder klimaschädliche Energieträger eingesetzt werden. Es sollte z.B. dafür gesorgt werden, dass notwendige Ressourcen, wie etwa seltene Erden, unter Berücksichtigung von menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und Umweltschutz gewonnen und recycelt werden. Aus Sicht der Wissenschaftler geht dies nur, wenn der bisherige Gedanke des Wirtschaftswachstums aufgegeben wird.

 

Der CO2-Fußabdruck

Viele nutzen und bewerben den CO2-Fußabdruck, um zu zeigen, wie Menschen ihn vermindern und damit einen Beitrag zur Verhinderung des Klimawandels leisten können. Was genau das bedeutet, ist hier erklärt.

Woher kommt dieser Begriff?
Das Konzept des ökologischen Fußabdrucks wurde 1994 von Mathis Wackernagel und William Rees entwickelt. 2003 wurde von Wackernagel das Global Footprint Network gegründet, auf dessen Webseite auch heute noch ein Rechner zur Bestimmung des individuellen Fußabdrucks zu finden ist. Die Frage danach, ob diese Erde überlebt, wenn wir immer weiter wachsen, hatte den Club of Rome bereits 1972 zur Veröffentlichung des Berichts „Die Grenzen des Wachstums“ veranlasst. Ein Ausgangspunkt der Studie war es, zu zeigen, dass das aktuelle individuelle lokale Handeln aller globale Auswirkungen hat.

Dieses Buch hatte Wackernagel seinerzeit fasziniert und inspiriert. Er und Rees griffen also darauf zurück, dass dieses Prinzip der ökologischen Auswirkungen unseres Wachstums bereits seit vielen Jahren diskutiert wurde. Neben vielen anderen Forschungen zu dem Thema gab es bereits 1991 ein Buch von Rainer Grießhammer,  „Schlechtwetter für unser Klima“. In diesem Buch fanden sich Informationen zu Verbraucheraktivitäten und CO2-Emissionen. Der ökologische Fußabdruck geht dabei über den CO2-Fußabdruck hinaus, denn er berücksichtigt auch andere Umweltauswirkungen unseres Lebensstils, etwa den Wasserverbrauch bzw. die Höhe der von uns insgesamt verbrauchten Ressourcen.

Vielfach wird die Erfindung des Fußabdrucks jedoch fälschlicherweise der BP zugeschrieben, die 2004 den Begriff nutzte, um eine Marketing-Kampagne startete, die sich auf den „Carbon footprint“ bezog, der wiederum ein Teil des ökologische Fußabdrucks war. Als Motivation wird hier davon ausgegangen, dass man das eigene Firmenimage verbessern wollte, um hier die Verantwortung auf die Konsument:innen, hier die Autofahrer:innen, zu verschieben. Zu unterscheiden ist hier jedoch, wer das Instrument entwickelt hat, und wie es genutzt wurde. Mittlerweile wurden wissenschaftliche Standards zu der Art und Weise, wie dieser Fußabdruck zu berechnen ist, eingeführt, und es gibt neben dem Original Rechner des Global Footprint Networks viele andere seriöse CO2-Rechner, wie etwa den des Umweltbundesamtes, den auch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in ihrer Recherche „Zeigt her eure CO2-Füsse“ genutzt hat.

Rechner

Diskussion der Bedeutung: Meinungen dazu
Über die Sinnhaftigkeit des CO2-Fußabdrucks gibt es unterschiedliche Meinungen. Dabei geht es im Kern darum, dass die Verbraucher:innen nicht für die Klimakrise verantwortlich sind, und sie daher auch durch Verhaltensänderungen keinen Einfluss auf den Klimawandel haben. Stattdessen wird gefordert, dass die Politik die dringend notwendigen Weichen stellt, um endlich eine Kehrtwende zu erreichen.

So war kürzlich in einem Interview in der „Zeit“ („Achim Wambach über Klimaschutz,“Der Klima-Deckel, 42/22) zu lesen, dass die Klimaziele in der EU letztendlich durch das sogenannten „CO2-Emissionshandel“ erreicht werden, und es insofern für Verbraucher:innen wenig Sinn macht, Ökostrom zu nutzen oder eine Photovoltaik-Anlage zu bauen, oder etwa weniger zu fliegen. Auch hier wird fälschlicherweise davon ausgegangen, dass der ökologische Fußabdruck von der BP „erfunden“ wurde, und somit ein Marketingtrick der Industrie ist. Allerdings wird auch darauf verwiesen, dass Verbraucher:innen durchaus etwas für das Klima tun können, wie etwa weniger Auto fahren oder interkontinentale Flüge vermeiden. In einem Interview in der TAZ wird Mathis Wackernagel damit zitiert, dass er seinen eigenen Rechner an liebsten aus dem Netz nehmen würde. Auch wenn die Gründe dafür nicht näher erläutert werden: es geht eben darum, wer oder was verantwortlich für diese Krise ist, und wer sie aufhalten kann.

Übrigens haben deutsche Bürger:innen einen CO2-Ausstoß von 0,84 t/Jahr als „Basis-CO2-Ausstoss“. Dieser „Sockel“ entsteht durch öffentliche Emissionen, wie etwa durch den Straßenbau, und er wird hier gleichmäßig auf alle Einwohner:innen verteilt. Im UBA-Rechner wird auch deutlich: diese Emissionen werden durch politische Veränderungen sinken. Bisher ist es so, dass der Fußabdruck heute in Deutschland selbst bei maximalen Verhaltensänderungen nur auf etwa 2 t/ Jahr gesenkt werden könnte, was nicht der notwendigen Reduktion auf etwa 1 t/ Jahr entspricht.

Marketingtrick oder Verantwortung?
In der Diskussion über den CO2-Fußabdruck wird einerseits darauf verwiesen, dass Einzelne keinen Einfluss auf die Klimakrise haben. Vielmehr sei es Aufgabe der Politik, den Klimaschutz voran zu treiben, teilweise sogar verbunden mit dem Hinweis, dass dies schon passiert. Der CO2-Emissionshandel, die EU-Beschlüsse, die Weltklimakonferenz werden u.a. als Beispiele genannt. Es geht um eine Art „Henne oder Ei“-Frage: was kommt zuerst? Oder auch die Frage, ob der Markt, die Politik oder die Verbraucher:innen durch ihre Nachfrage entscheiden, was passiert. Leider wird auch angeführt, dass Deutschland zu den eher kleinen Ländern gehört, deren Anteile an den Emissionen vergleichsweise gering ist, im Vergleich zu China und den USA.

Deutschland hat jedoch relativ gesehen einen sehr hohen Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 und rangiert damit unter den „TOP10“ der Verursacher des Klimawandels ganz weit oben auf der Liste. Das heißt, dass wir mit unserem Lebensstil weitaus mehr Treibhausgase erzeugen, als z.B. ein Chinese oder Inder, die aufgrund der Größe ihrer Länder hohe CO2-Emissionen verursachen. Weiterhin besteht eine historische Verantwortung, da Deutschland bei dem Ranking, wieviel CO2 bereits in der Vergangenheit ausgestoßen wurde, auf Platz 6 liegt. Zum Ausgleich der daraus entstandenen Schäden in anderen Ländern wurde auf der Weltklimakonferenz 2022 erstmals beschlossen, dass die verursachenden Länder einen finanziellen Ausgleich für die ärmeren Länder schaffen wollen, die massiv unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden. Ein neuer Ausgleichsfonds soll unabwendbare Folgen der Erderwärmung abfedern.

Aufgrund unseres Lebensstils werden wir auch häufig als die Nation angesehen, deren Wohlstand auch andere erreichen wollen. Zu beachten ist auch, dass wir die notwendigen Technologien besitzen und auch weiter entwickeln können, um notwendige Veränderungen, auch global, herbeizuführen, wie etwa bei der Nutzung von grünem Wasserstoff. Leider kann durch diese Argumentation der Eindruck entstehen, dass bereits ausreichend gehandelt wird. Nun haben aber alle Instrumente, die geschaffen wurden, bisher versagt oder nur teilweise funktioniert, wie wir in diesem Artikel erläutert haben.

  • Die Weltklimakonferenz 2022, die gerade zu Ende gegangen ist, hat erneut keinen Ausstieg aus der Nutzung von Erdöl und Gas beschlossen.
  • Der Emissionshandel erfasst die Bereiche, die einen großen Bestandteil des CO2-Ausstosses verursachen, wie etwa die internationalen Langstreckenflüge, den Energieverbrauch der Gebäude, die Landwirtschaft oder die PKW-Nutzung, bisher gar nicht.
  • Für den Verkehr als bedeutender Verursacher von Klimaschäden konnte bisher kein ausreichendes Konzept vorgelegt werden, wie Deutschland seine Klimaziele erreichen könnte. Und das, obwohl die Regierung gesetzlich dazu verpflichtet ist, das Klimaschutzgesetz und seine Ziele umzusetzen.
  • Viele Subventionen (wie etwa die fehlende Besteuerung von Kerosin, das Dienstwagen-Privileg u.v.m.) verhindern eine korrekte Marktsteuerung, da die Preise, die für diese Leistungen/Waren am Markt gebildet werden, zu niedrig sind und ein verändertes Verhalten von Verbraucher:innen verhindern.
  • Es entsteht die Illusion, dass wir weiter leben können wie bisher, und den Klimawandel trotzdem aufhalten werden.
  • Der Lebensstil beeinflusst unseren CO2-Ausstoß jedoch sehr stark. Die Menschen mit den höchsten Haushaltseinkommen, die große Häuser bewohnen, viel fliegen, viel konsumieren, oder aber mehrere Fahrzeuge viel und gerne nutzen, haben daher einen besonders hohen Einfluss. Ein Verzicht auf den PKW und auf internationale Flüge kann den eigenen CO2-Ausstoß daher sehr stark vermindern, wie auch die eigene Recherche „Zeigt her eure CO2-Füsse“ gezeigt hat.

Bei veränderter Nachfrage gibt es immer auch ein Umsteuern, und der Druck auf die politischen Mandatsträger, und auf die Wirtschaft, Änderungen herbei zu führen, wird größer. Das Prinzip des „Förderns und Forderns“, wie es auch der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert, zeigt jedoch auch, dass es nicht um ein „Entweder/Oder“ geht, sondern um das „Sowohl als auch“.

Verbraucher:innen sollen dazu befähigt werden, Veränderungen herbeizuführen, und das wird durch Förderung erreicht. Gleichzeitig braucht es Gesetze, die dazu führen, dass sich unsere Mobilität ändert, der Ausbau der erneuerbaren Energien massiv vorangetrieben wird usw.. Insofern erübrigt sich vielleicht die Frage, wer den „Fußabdruck“ erfunden hat, und wir können uns wieder darauf konzentrieren, wie wir unsere Ziele, den Klimawandel zu verlangsamen oder aufzuhalten, gemeinsam erreichen können.

Video: "Was sind unsere Klimaziele? Das Pariser Abkommen erklärt"

Erst wenn Sie auf "Inhalte anzeigen" klicken, wird eine Verbindung zu YouTube hergestellt und Daten werden übermittelt. Hier finden Sie dessen Hinweise zur Datenverarbeitung.

Lachender Mann mit Geldscheinen in der Hand

Vergleich mit primaholding-Unternehmen: Letzte Chance für Verbraucher:innen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat mit primastrom, voxenergie und nowenergy einen Vergleich geschlossen. Es ging dabei um überhöhte Preise und unangemessene Vertragslaufzeiten. Noch bis zum 31. Dezember 2024 können Sie sich an die Unternehmen wenden und sich auf den Vergleich berufen.
Ein Gesundheitsgerät neben dem Wort Aufruf in einem Ausrufezeichen.

Healy: Vorsicht vor falschen Gesundheitsversprechen

Bei den Verbraucherzentralen haben sich in den letzten Monaten die Beschwerden über das Produkt "Healy" gehäuft, weil selbstständige „Healy“-Vertriebspartner:innen behaupten, das Produkt würde etwa bei Multipler Sklerose, Depressionen, ADHS oder Hauterkrankungen helfen. Diese Heilsversprechen sind nicht haltbar.
Foto einer Frau, die auf einem Sofa sitzt und bestürzt in ein geöffnetes Paket schaut.

Shoppen auf Online-Marktplätzen: Verbraucher:innen erwarten sichere Produkte

Die Mehrheit der Verbraucher:innen erwartet, dass die Produkte auf Online-Marktplätzen sicher und gesetzkonform sind – und sehen die Plattformbetreiber in der Verantwortung. Das zeigt eine Befragung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). Aktuell sind Plattformen nicht in der Pflicht, Produktsicherheit zu gewährleisten.